„The Greek Passion“ in der Salzburger Felsenreitschule: Passion für Herz, Hirn und Ohren
Maxime Pascal und Simon Stone überzeugen mit Bohuslav Martinůs „The Greek Passion“ in der Salzburger Felsenreitschule.
Salzburg – Ein Hauch von Thiersee und Erl weht durch die Salzburger Felsenreitschule bei dieser letzten szenischen Opernpremiere der Festspielsaison. Der tschechische Komponist Bohuslav Martinů (1890–1959) vertonte den Roman „Griechische Passion“ von Nikos Kazantzakis, dessen Handlung ebenso einfach wie wirkmächtig ist. In einem griechischen Dorf wird traditionell ein Passionsspiel aufgeführt, als plötzlich eine Gruppe Flüchtlinge auftaucht. Und schon trennt sich die Spreu vom Weizen, denn ein Teil der Dorfgemeinschaft zeigt Mitleid, allen voran der Jesus-Darsteller und Hirte Manolios (wunderbar gesungen von Sebastian Kohlhepp). Er wird am Ende getötet, die Flüchtlinge vertrieben und damit endet auch die Utopie von Menschlichkeit, Offenheit, echter Spiritualität. Gegenspieler des Hirten ist der autoritär agierende Priester Grigoris (Gabór Bretz verleiht ihm eindrückliche, finstere Töne).
Simon Stone und sein Ausstatterteam Lizzie Chlachan (Bühne), Mel Page (Kostüme) und Nick Schlieper (Licht) nutzen die ganze Breite der Felsenreitschule für das Aufeinandertreffen der beiden Gruppen. Eine riesige Wand verschließt die berühmten Arkaden, nur ganz oben sieht man immer wieder Menschen im Felsen. In der Wand sind ein paar Luken, auch der Bühnenboden öffnet sich öfters und verschluckt Zelte, Taschen, Jacken der um Asyl Bittenden.
Vieles ist sehr effektvoll, auch die im Stück vorkommenden Tiere (Esel und Schaf) bringt Stone leibhaftig auf die Bühne. Das geht bisweilen durchaus ins Plakative, vor allem, wenn Aktivisten das Banner „Refugees not welcome“ an die Wand malen. Aber man folgt dem Geschehen doch gebannt und die Botschaft ist natürlich gerade hier und jetzt wichtig und richtig.
Maxime Pascal entfacht am Pult der Wiener Philharmoniker ein wahres Feuerwerk an Emotionen. Er gestaltet Martinůs zwischen recht filmmusikhafter Illustrierung, harter Rhythmik und choralhaften Passagen schillernde Musik wunderbar. Auch die Chöre (Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor sowie der Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor) singen – und spielen – exzellent.
Frauen gibt es im Stück natürlich auch, mal aufrichtig emphatisch (wunderbar Sara Jakubiak als Katerina), mal eher zwiespältig (ebenfalls toll Christina Gansch als Lenio). Es ist eine sehr starke Ensembleleistung, die die Festspiele da aufbieten – und nach drei durchwachsenen bis durchgefallenen Premieren ist die „Greek Passion“ nun endlich ein Erfolg.
Vielleicht sollte man dem Publikum einfach mal vertrauen und mehr Stücke auf den Spielplan setzen, die vom gewöhnlichen Opernkanon abweichen. „Figaro“, „Falstaff“ oder „Macbeth“ sieht und hört man ja die ganze Saison an diversen Stadttheatern und dies, was die szenische Seite betrifft, oftmals besser als heuer an der Salzach.