TT-Café in Kufstein: Heißer Kaffee, heißes Thema und coole Gäste
Beim TT-Café in Kufstein geigte der Sommer nochmal auf. Die Pflegekräfte auf der Bühne behielten beim Interview aber einen kühlen Kopf.
Kufstein – Noch ist er nicht vorbei, der Sommer. Die Besucher des TT-Cafés am Kufsteiner Fischergries konnten am Samstag ihr Frühstück bei strahlendem Sonnenschein genießen. Serviert wurde neben Testa Rossa caffè von Wedl, frischem Gebäck aus der Hofer Backbox, Mineralwasser von Silberquelle und entspannender Musik von Primetime auch ein Einblick in den Pflegealltag. Bei der Gesprächsrunde mit TT-Chefredakteur Marco Witting bekamen jene eine Bühne, die im Alltag nicht so oft zu Wort kommen.
„Wir kämpfen“, zeigte Helga Obwaller, Leiterin der Dialyseabteilung im Kufsteiner Bezirkskrankenhaus, auf. Sie und ihr Team betreuen aktuell 50 PatientInnen, „Tendenz leider steigend“. Wegen des omnipräsenten Personalmangels könne man derzeit keine weiteren Personen aufnehmen. „Der Druck wird immer mehr, der Arbeitsaufwand nimmt zu, bei immer weniger Personal“, fasst Obwaller, die auf mehr als 30 Jahren Erfahrung in der Pflege zurückblickt, das Problem zusammen.
Dennoch bricht sie eine Lanze für den Beruf, der wunderschön, abwechslungsreich und attraktiv („Es gibt so wahnsinnig viele nette Menschen“) sei. Während der Corona-Pandemie habe sich ein Imageproblem entwickelt, das junge Menschen von der Branche abschrecke. Mit dem normalen Alltag hätten die Schilderungen wenig zu tun. „Man sah ja nur noch erschöpfte Pfleger am Gang liegen.“
Umso mehr sei man nun gefordert, speziell jungen Menschen die Vorzüge des Pflegeberufs aufzuzeigen, meinte Richard Kapfinger-Putz, Lehrender am Pflegecampus Kufstein. „Es ist ein sinnstiftender, erfüllender Beruf mit Optionen ohne Ende“, verwies er auf Fortbildungsmöglichkeiten, Jobsicherheit und relativ gutes Gehalt („Mehr könnte es immer sein“). Für eine gesunde Work-Life-Balance, die Jüngeren wichtig ist, brauche es deutlich mehr Personal, um künftig eine 24/7-Pflege im Krankenhaus gewährleisten zu können. Man müsse Prioritäten setzen. Pflegekräfte sind systemrelevant, „wobei manche ja auch meinen, Skilifte wären das“, konnte er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. „Eine Krankheit sucht es sich nicht aus. Der Herzinfarkt kommt um Mitternacht, der schwere Verkehrsunfall um vier Uhr Früh. Da müssen Menschen da sein, die reagieren. Das gilt auch für Ärzte.“
In und um Kufstein werde viel unternommen, um Nachwuchs-Pflegekräfte zu erreichen, lobte Kapfinger-Putz. „Ob wir aus diesen Aktivitäten ernten, werden wir in ein paar Jahren sehen. Das Schlechteste wäre, nichts zu tun.“
Das sieht man auch beim Gesundheits- und Sozialsprengel Kufstein-Schwoich-Thiersee so. Eine Pensionswelle steht an, berichtete Ergotherapeutin Nicole Paukner. Fünf bis acht Personen könnte man direkt anstellen – der Bedarf wäre gegeben. Immerhin: Man will das Angebot im Sprengel ausbauen, besonders in den Randgemeinden. Im Jänner startet das Beratungszentrum, in Thiersee ist eine Tagespflege geplant.
Sie selbst betreue hauptsächlich demente KlientInnen. „Sie kommen dreieinhalb Tage pro Woche zu uns, damit die Angehörigen entlastet sind, oder damit sie mehr soziale Kontakte haben.“ Weil die Betreuung hauptsächlich vormittags stattfinde, sei die Arbeit speziell für Berufswiedereinsteiger und Teilzeitkräfte attraktiv.
Obwaller wünschte sich am Ende, dass die Politik „Sorge trägt, dass wir bis 65 arbeiten können. Mit diesem Druck und Arbeitsaufwand werden wir es nicht schaffen. Ein paar Zuckerl werden sie sich für uns überlegen müssen.“
Zuckerl gab es bereits für TT-Café-Gäste. Die Fragen beim Bezirks-Quiz konnten Peter Mader, Christian Feilhofer, Martina Pöll und Matteo Gschwentner am schnellsten beantworten. Sie gewannen je einen 200-Euro-Gutschein für das Einkaufszentrum Dez in Innsbruck. Glücksengerl Elias zog den Gewinner des Kaffeemaschinen-Genusssets von Testa Rossa: Es freute sich Gerold Pressnitz.