Sich selbst retten können

Schwimmkurs für Geflüchtete: In zehn Tagen die Angst vor dem Wasser verlernt

Gute Laune bei den jungen Männern zu Beginn des Schwimmkurses im Tivoli
© Rudy de Moor

Der erste Schwimmkurs für Geflüchtete läuft noch bis morgen im Tivoli. Das anfängliche Unbehagen einiger verwandelte sich in Selbstvertrauen.

Innsbruck – Die Hitze des Tages lässt sich im Innsbrucker Schwimmbad Tivoli schon erahnen, als gegen 9 Uhr der Schwimmunterricht für Geflüchtete beginnt. Im Familienbecken, in dem Erwachsene stehen können, sind junge Männer versammelt, jeder hat eine so genannte „Schwimmnudel“ in der Hand. Sonst ist das Bad noch ziemlich leer.

Die 14 jungen Männer stammen aus Syrien und Somalia. Sie leben in Unterkünften, die von den Tiroler Sozialen Diensten (TSD) betreut werden – ebenso wie die fünf Frauen, die sich angemeldet haben. Kursstart war am 14. August, Mittwoch ist der letzte Tag.

Ob mit Schwimmhilfe oder ohne, jeder übt auf seinem Niveau
© Rudy de Moor

„Am Anfang war ich schon ein bisschen ängstlich “, sagt Mohamed Abdifatah (27). Schwimmen war in seiner Kindheit kein Thema. Doch das Kursangebot im Tivoli hat ihm gleich gefallen. „Jetzt habe ich keine Angst mehr vor dem Wasser.“ Andere Teilnehmer, die neben Mohamed stehen, nicken zustimmend. Sogar ein Sprung vom Dreimeter-Brett ist in der zweiten Kurswoche schon drin. Auch Hassan Sharif (27) hat mit Hilfe der Schwimmnudel Kraulen und Brustschwimmen gelernt. Sportlich war Hassan schon vorher, er ist oft auf dem Fußballplatz.

„Noch eine Länge, dann machen wir Pause“, ruft Instruktorin Zelmira Kulova, während ihr Kollege Joseph Pirkl einem Schüler zeigt, wie man sich mit der Nudel über Wasser hält.

Auf dem Wasser liegen ist eine Vorstufe zum Rückenschwimmen.
© Rudy de Moor

„Es bleibt jedem selbst überlassen, ob er eine Schwimmhilfe verwendet und wie viel er sich traut“, erklärt Kulova. „Bei unserem Kurs gibt es kein Muss. Wichtig ist, sich im Wasser gut zu fühlen.“ Pirkl definiert das Kursziel: Dass sich jeder selbst retten kann, falls er einmal ins Wasser fällt.

Ein lauter Platsch, ein Körper unter Wasser, ein Kopf, der wieder auftaucht: Fahd Ghazal (24) ist ins Wasser des nächstgrößeren Beckens gesprungen. Hier ist es so tief, dass man nicht stehen kann. Fahd lernte in seiner Heimat Syrien schwimmen, möchte sich aber weiter verbessern. „Und der Sport ist gut für unsere Gesundheit“, sagt er.

Die bunten Schwimmnudeln werden weggeräumt, danach geht es zum Sprungturm.
© Rudy de Moor

Die Schwimmnudeln werden weggeräumt, gegen 10.15 Uhr geht es zur letzten Station: dem Sportbecken mit dem Sprungturm. Nicht alle wagen sich hinauf, aber diejenigen, die es tun, haben großen Spaß.

TT-ePaper jetzt 1 Monat um € 1,- lesen

Die Zeitung jederzeit digital abrufen, bereits ab 23 Uhr des Vortags.

Das Projekt „Schwimmkurse für Geflüchtete“ wurde von Stadt Innsbruck, TSD und IKB initiiert. Das Interesse war groß, es gibt sogar eine Warteliste – und die Hoffnung auf eine zweite Auflage.

Verwandte Themen