Innovative Erprobungen

BMW jagt Prototypen über neues Testgelände

Testmöglichkeiten gibt es in Sokolov jede Menge, vor allem für Neuentwicklungen.
© BMW Group

Im nordwesttschechischen Sokolov hat der bayerische Hersteller ein modernes Areal für innovative Erprobungen geschaffen.

Sokolov – Autos werden immer komplexer und sind bis unter das Dach mit Technik vollgepackt. Diese Technik muss sorgsam getestet und überprüft werden, bevor sie in den rund 2,4 Millionen jährlich produzierten BMWs Verwendung findet. Ein Thema, das nicht nur die Münchner aktuell besonders beschäftigt, ist die Entwicklung des autonomen Fahrens und die erste Integration dieser fahrerlosen Systeme. Hierfür investiert BMW Hunderte von Millionen und eröffnet das Future Mobility Development Center in Sokolov.

Das 600 Hektar große Gelände wurde auf dem Areal einer ehemaligen Braunkohlemine errichtet. Dadurch wurde kein zusätzliches Grünland versiegelt, sondern lediglich die brachliegende Fläche aufgeschüttet und umfunktioniert. So genannte Amphibienleitanlagen ermöglichen Tieren eine sichere Unterführung durch die Teststrecken und schützen die Lebewesen vor ungewollten Kollisionen mit Prototypen. Das riesige Testgelände beinhaltet groß dimensionierte Imitationen von Autobahnen, Landstraßen und sogar einer kleinen Stadt, sodass die Testbedingungen so realistisch wie möglich gestaltet werden. Viele Assistenzsysteme sowie Autopilotfunktionen können somit in einem Durchlauf geprüft werden. Umfangreiche fahrerlose Testläufe und konstante Zyklen liefern präzise Daten und beschleunigen die Fahrzeugentwicklung bei BMW signifikant.

Derzeit beschäftigt die Ingenieure aus München das autonome Fahren auf Level 3, welches den Fahrern erlaubt, das Manövrieren des Pkw in bestimmten Situationen gänzlich dem Fahrzeug zu überlassen. Diese umfassenden Testmöglichkeiten in Sokolov dienen nicht nur der Perfektionierung der Autopilot-Technologie, sondern unterstützen den Hersteller auch in Verhandlungen mit den zuständigen Behörden. Dank der realitätsnahen Daten kann fundiert für die heikle Thematik „Automatisiertes Fahren“ argumentiert werden. Auch die Entwicklung von wichtigen Bauteilen wie Bremsen wird in Zukunft zunehmend automatisiert, denn selbst die besten Testfahrer können Abweichungen zwischen den Prüfdurchläufen nicht vermeiden.

Noch weiter automatisiert, aber bald serienreif ist das „Automated Valet Parking“, das eine attraktive, vollautomatische Einparktechnologie darstellt, die den Komfort in engen Parkgaragen erhöht, Nerven schont und Zeit spart. Das Auto wird dabei in der so genannten Drop-off-Zone abgestellt und sucht sich selbst den Weg in die reservierte Parklücke. Das Manövrieren erfolgt entweder durch Sensoren im Parkhaus oder mit der im Fahrzeug integrierten Technik. Dieser Service kann zudem einen automatischen Ladevorgang oder eine Autowäsche integrieren und bietet so weitere Annehmlichkeiten.

Rasanter wird es mit der verbesserten BMW M Mixed Reality, die die reale mit der virtuellen Welt verschmelzen lässt. Mit einer VR-Brille tauchen die Fahrer in eine videospielähnliche Umgebung ein, steuern aber ein echtes BMW M-Modell. Das Computersystem ist direkt mit den Sensoren des Fahrzeugs verknüpft und überzeugte im ersten Test mit beeindruckender Präzision und Flüssigkeit. Abgesperrte und freie Asphaltflächen können schnell in eine virtuelle Rennstrecke umgewandelt werden, die für spielerischen Fahrspaß sorgt. Die BMW M Mixed Reality wird bald im Rahmen der BMW M Experience angeboten und möchte Kunden für die futuristische Form des Rennsports begeistern.

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