Nach Höhepunkt in Tirol: So ist die Unwettersituation im Rest Österreichs
Nachdem in Tirol am Montag Warnstufe Rot ausgerufen wurde, herrscht am Dienstag großes Aufatmen. Die Wetterlage hat sich in Österreich größtenteils beruhigt. Zeit für einen Blick in die übrigen Bundesländer.
Wien – Während Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten und Oberösterreich mit Starkregen und massiven Überflutungen zu kämpfen hatten, verlief der Montagmorgen im Osten und Südosten Österreichs noch überwiegend ruhig. Erst am Abend gingen kräftige Gewitter nieder.
Die Wetterlage in Österreich hat sich in der Nacht auf Dienstag beruhigt, entspannt hat sich die Situation aber noch nicht überall. Kurz vor 6.30 Uhr teilte die Landespolizeidirektion Salzburg der APA mit, dass die B159 am Pass Lueg komplett gesperrt sei, außerdem hätten im Pinzgau die Regenfälle wieder zugenommen.
In Tirol wird die Lage indes genau beobachtet, um bei einem Steigen der Pegel und erneuter Hochwassergefahr möglichst rasch Maßnahmen ergreifen zu können.
Vollgelaufene Keller und Hangrutsche in Vorarlberg
Auch in Vorarlberg waren die Abflussmengen des Alpenrheins am Montag enorm, befanden sich aber nicht im bedrohlichen Bereich und gingen stetig zurück. Die Abflussspitze war am Montagnachmittag erreicht worden und betrug rund 2.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.
Am späten Abend flossen bei der Messstelle in Lustenau noch etwa 1.750 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch. Am Dienstag um 6.00 Uhr früh betrug dieser Wert 1.600 Kubikmeter mit weiter fallender Tendenz.
Unterdessen hielten die ergiebigen Niederschläge an, die Feuerwehren waren gefordert. In den vergangenen 24 Stunden kamen über 60 Einsätze zusammen. Der Hochwasserschutz beim Alpenrhein ist aktuell auf 3.100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ausgelegt, was einem 100-jährlichen Hochwasser entspricht.
Welche enormen Mengen an Wasser der Rhein in den vergangenen Stunden in den Bodensee transportiert hat, zeigte der Seepegel: Dieser stieg allein am Montag um etwa 40 Zentimeter an, bis Dienstag früh kamen noch einmal rund 20 Zentimeter dazu – damit der Bodensee um nur einen Zentimeter zulegt, braucht es 5,4 Millionen Kubikmeter Wasser.
Durch den großen Sprung übertraf der Pegel erstmals seit Anfang Mai wieder die Vier-Meter-Marke und lag mit 403 Zentimeter um 14 Zentimeter über dem langjährigen mittleren Wasserstand. Vom Maximalwert zu dieser Jahreszeit war man freilich noch gut einen Meter entfernt.
In den vergangenen 72 Stunden fielen in Vorarlberg laut Angaben des Landes Vorarlberg in fast allen Orten über 130 Liter Regen pro Quadratmeter, an einzelnen Stellen auch deutlich mehr. Im Flussgebiet der Dornbirner Ache waren es über 170 Liter, was den Fluss auf ein ein- bis fünfjährliches Hochwasser („kleines Hochwasser“) ansteigen ließ. Auch die Ill und der Lech führten ein solches kleines Hochwasser.
Der Dauerregen machte etliche Einsätze der Feuerwehren notwendig, besonders betroffen waren nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle Götzis im Bezirk Feldkirch und der Bezirk Dornbirn. In der Mehrzahl der Fälle ging es aufgrund des stark angestiegenen Grundwasserpegels um vollgelaufene Keller, aber auch einzelne kleinere Hangrutschungen wurden gemeldet.
Übergelaufene Gewässer machten auch Straßensperren notwendig, so waren die Riedstraße zwischen Lustenau und Wolfurt und die Achfurt in Dornbirn zunächst nicht befahrbar.
Straße im Pinzgau gesperrt, Bad Hofgastein teils überflutet
Die Pegel der Flüsse, die durch Salzburg fließen, lagen laut Hydrografischem Dienst des Landes Salzburg am Dienstag in der Früh nur mehr teils bei der Meldegrenze. Derzeit gebe es keine Informationen über verletzte Personen.
Die Straßenverbindungen ins Großarltal, Gasteinertal und die B311 bei Schwarzach sind dem Katastrophenschutz des Landes zufolge seit 5.00 Uhr wieder offen. Im Rauriser Ortsteil Bucheben im Pinzgau war die Straße gegen 7.00 Uhr allerdings noch gesperrt: „Hier müssen sich die Behörden sowie die Wildbach- und Lawinenverbauung mit Begehungen – und wenn es das Wetter zulässt – per Hubschrauber einen Gesamtüberblick verschaffen“, hieß es.
In Niedernsill im Pinzgau dürfte das Hochwasser die Pinzgauer Lokalbahn erneut beschädigt haben.
Im Pongau sind die Pegel der Gasteiner Ache, der Großarler Ache und der Salzach zurückgegangen. Die Gasteiner Ache ist am Montag teils über die Ufer getreten, was vor allem in der Gemeinde Bad Hofgastein teils zu Überflutungen und Wassereintritte in Kellern geführt hatte. In St. Johann und Bischofshofen ist die Salzach über die Ufer getreten und hat ebenfalls für Überschwemmungen gesorgt.
Die Einsatzkräfte hatten über Nacht in den vom Hochwasser betroffen Gebieten alle Hände voll zu tun. In zahlreichen Gebäuden mussten überflutete Keller ausgepumpt werden. Salzburgweit standen bisher über 1500 Feuerwehrleute im Einsatz.
Besonders stark betroffen war auch der St. Johanner Ortsteil Urreiting, wie der Salzburger Landesfeuerwehrkommandant Günter Trinker im ORF Radio Salzburg erklärte. Auch ein Gewerbegebiet war von den Überflutungen betroffen. Feuerwehrleute und Mitarbeiter eines Entsorgungsbetriebes hätten verhindern können, dass dort Wasser eindringt und Schadstoffe in die Salzach gelangen.
In Mittersill (Pinzgau) mussten drei Personen per Drehleiter vorsorglich aus Häusern geborgen werden, weil die Benützung einer Brücke zu gefährlich gewesen wäre. In Niedernsill (Pinzgau) wurden rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Pfadfinderlagers am Montag in Sicherheit gebracht.
Trotz Regenmassen: In Kärnten soll Volksfest stattfinden
In Kärnten gibt es in Sachen Unwettern noch keine Entwarnung für die betroffenen Gebiete. Seit Montag hatte es mehr als 100 Feuerwehreinsätze mit rund 850 Kräften gegeben, große Schadensereignisse seien aber ausgeblieben. Die Lage besonders in Bleiburg (Bezirk Völkermarkt) werde laufend beobachtet. Laut Geosphere Austria könnte in den kommenden Stunden noch der Südosten des Landes betroffen sein.
Am Montagabend waren laut Polizei einige Bundes- und Landesstraßen wegen der Hochwasserfolgen zeitweise gesperrt worden, bis in die Morgenstunden konnten fast alle Behinderungen wieder beseitigt werden. Lediglich die B 111 im Lesachtal (Bezirk Hermagor) war im Bereich von Mattling auf Grund einer Rutschung nur einspurig befahrbar. Am Montagnachmittag waren auch die Draubermen in Villach vorsorglich gesperrt worden, da die Drau an dieser Stelle kurz davor war, über die Ufer zu treten.
Am Abend hatte auch das Gelände des Wiesenmarktes in Bleiburg (Bezirk Völkermarkt) wegen Überflutung evakuiert werden müssen, das größte und älteste Volksfest Südkärntens, das seit 1393 alljährlich stattfindet, soll laut einer Aussendung des Landes jedoch wie geplant am Freitag beginnen können. Für Dienstag sagten die Prognosen vor allem im Südosten Kärntens lokal größere Regenmengen voraus, am Mittwoch seien noch Niederschläge im Nahbereich der Karawanken möglich.
Inn- und Donaupegel in Oberösterreich weiter gestiegen
Trotz der prognostizierten Wetterbesserung für Dienstag stiegen in Oberösterreich die Wasserstände entlang von Inn und Donau am Vormittag weiter an. Auch regnete es wieder stellenweise heftig. In Schärding hatte in der Nacht der Wasserstand vom Inn 6,80 Meter erreicht. Die Feuerwehren waren die ganze Zeit im Einsatz, um weitere Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Am Dienstag waren in der Stadt die Alte Innbrücke, der Leonhard-Kaiser-Weg, der Parkplatz Schiffsanlegestelle und zahlreiche Rad- und Spazierwege – darunter auch die Innlände – für den Verkehr gesperrt. In Braunau schien sich hingegen die Lage zu entspannen, auch wenn noch einige Straßen gesperrt seien und kleinräumige Überflutungen bestehen, informierte die Landeswarnzentrale.
Aber nicht nur das Innviertel kämpft in Oberösterreich mit den Wassermassen. Im Bezirk Perg wurde gegen 3 Uhr in Saxen und Reitberg die Zivilschutzwarnung ausgelöst, da es beim Pumpwerk Dornach zu einem rasanten Anstieg des Wasserstandes kam.
In Mauthausen wurde die Warngrenze des Donaupegels überschritten. Auch Linz hat sich auf ein mögliches Hochwasser vorbereitet. Der mobile Hochwasserschutz wurde aufgebaut und das Urfahraner-Jahrmarktgelände gesperrt. (APA, TT.com/jb)
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