Die Herbstlohnrunde naht: Nationalbank will Ende der Benya-Formel
Wien – Die Herbstlohnrunde naht und bereits jetzt gibt es hitzige Diskussionen. So stellen die Ökonomen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) die traditionelle „Benya-Formel“, die seit Jahrzehnten die Grundlage für die Verhandlungen ist, in Frage. Ausgangspunkt für die Kollektivvertragsverhandlungen war bisher die Inflation des Vorjahres gemessen durch den Verbraucherpreisindex (VPI) plus das durchschnittliche Produktivitätswachstum.
Bei einem so genannten „Importpreisschock“ – ausgelöst durch den starken Anstieg der Preise für Energieimporte – steige der VPI deutlich stärker als die Preise, die heimische Produzenten für ihre Güter erhalten, schreiben die Ökonomen. Sie plädieren dafür, die Produzentenpreise als Berechnungsgrundlage zu nehmen. So habe 2022 die Differenz zwischen Verbraucherpreisen und Produzentenpreisen fast vier Prozentpunkte ausgemacht. Eine Berechnung der Lohnanpassung auf der Basis des VPI trage zur „Überkompensation“ bei den Lohnanpassungen bei und führe auch zu einer höheren Inflationspersistenz. Dies führe zu einer Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Handelspartnern, mit potenziell negativen Wachstums- und Beschäftigungseffekten, so die Notenbank-Volkswirte.
Ein Nein kommt vom ÖGB: Nachdem die Regierung in Sachen Teuerung schon viel zu lange zugesehen hat, sollen „jetzt die Arbeitnehmer dieses Versagen ausbaden“, so die Gewerkschafter. Zudem sei der BIP-Deflator ein untaugliches Mittel. Relevant für Arbeitnehmer seien nicht die Preise für in Österreich produzierte Güter und Dienstleistungen, sondern wie stark die Preise für ihrer Konsumausgaben gestiegen sind. (APA, TT)
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