Erfreuliche Entwicklung

Tirol mit niedrigster Arbeitslosenquote in ganz Österreich, 10.498 Personen ohne Job

Ende August 2023 waren österreichweit 320.759 Personen beim AMS arbeitslos oder in Schulung gemeldet.
© APA/GEORG HOCHMUTH

Während in Österreich insgesamt die Zahl der Arbeitslosen steigt, gehen in Tirol die Zahlen weiter zurück. Im August lag die Arbeitslosenquote bei 2,8 % – dem niedrigsten Wert in Österreich.

Wien – Die abkühlende Konjunktur treibt die Arbeitslosigkeit in Österreich weiter in die Höhe. Ende August 2023 waren 320.759 Personen beim AMS arbeitslos oder in Schulung gemeldet, das sind um 11.328 mehr als noch im Vorjahr, teilte das Arbeits- und Wirtschaftsministerium am Freitag in einer Aussendung mit. Die Arbeitslosenquote stieg auf 6,1 Prozent. Im Vorjahresmonat war sie noch bei 5,9 Prozent gelegen. Leicht gesunken ist im August hingegen die Zahl der offenen Stellen.

Damit stieg Arbeitslosigkeit zuletzt etwas weniger stark als im Juli, als gegenüber dem Vorjahr noch ein Plus von rund 14.000 Personen registriert wurde. Für AMS-Chef Johannes Kopf ist es aber noch zu früh, „hier schon eine Entwicklung in die richtige Richtung herauslesen zu können", wie er in einem Kommentar zu den aktuellen Arbeitsmarktdaten festhielt. So erhöhe sich die Arbeitslosigkeit vor allem im Baubereich, im Tourismus und in der Industrie.

Anders die Situation in Tirol: Mit Stichtag 31.8.2023 sind hier 10.498 Personen arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr sind das um 405 Menschen weniger (- 3,7 %). In allen anderen Bundesländern ist die Arbeitslosigkeit gestiegen. 1691 Personen sind in Schulungsmaßnahmen des AMS Tirol. Das sind im Vorjahresvergleich um 128 Personen oder 7 % weniger.

Bei 10.498 Arbeitslosen und geschätzten 364.000 unselbstständig Beschäftigten (+6000 Beschäftigte im Vorjahresvergleich) betrug die Arbeitslosenquote im August 2023 in Tirol 2,8 %. Das ist der niedrigste Wert aller Bundesländer.

„Im Unterschied zur Corona-Pandemie profitiert der Tiroler Arbeitsmarkt aktuell vom starken Dienstleistungssektor. Die Arbeitslosigkeit sinkt nur noch in Tirol. Die starke Sommersaison im Tourismus ist dafür einer der wesentlichen Gründe“, sagt Sabine Platzer-Werlberger, Landesgeschäftsführerin AMS Tirol.

8074 offene Stellen in Tirol

Von den aktuell 10.498 arbeitslos vorgemerkten Personen waren 17,9 % zuletzt im Handel unselbstständig beschäftigt. 13,5 % haben in der Beherbergung und Gastronomie, 12 % in der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, und dabei hauptsächlich in der Arbeitskräfteüberlassung und in der Gebäudereinigung, und 10 % in der Warenherstellung gearbeitet. Die durchschnittliche Verweildauer in der Arbeitslosigkeit ist im Vorjahresvergleich von 88 auf 74 Tage gesunken.

Ende August waren beim AMS Tirol insgesamt 8074 offene Stellen zur sofortigen Besetzung gemeldet. Im langjährigen Vergleich ist der Personalbedarf in Tirol weiterhin hoch. Im Vorjahresvergleich ist die Anzahl der offenen Stellen jedoch um 18,7 % bzw. 1863 gesunken. Am stärksten rückläufig ist die Anzahl der offenen Stellen in der Beherbergung, in der Arbeitskräfteüberlassung, in der Gastronomie und im Einzelhandel. Gestiegen ist die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen hingegen im Gesundheitswesen (+ 130), in Alten- und Pflegeheimen (+46) und ganz spezifisch auch in der Herstellung von Schleifmitteln (+ 66) und Betonerzeugnissen (+ 17).

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Weniger Arbeitslose ab 50 Jahre

Auch Kopf hob die Entwicklung in Tirol als positiv hervor, wogegen es in allen anderen Bundesländern Zuwächse gab. Am stärksten fielen diese in der Steiermark (plus 5,4 Prozent), in Vorarlberg (plus 5,3 Prozent), in Wien (plus 4,3 Prozent) und in Oberösterreich (plus 4,1 Prozent) aus. Es folgten das Burgenland mit einem Plus von 3,6 Prozent, Salzburg mit 3,3 Prozent, und Kärnten mit 3 Prozent. In Niederösterreich war der Anstieg am geringsten (plus 2,3 Prozent).

Erfreulich ist die Entwicklung bei älteren Personen (ab 50 Jahren), hier gab es einen Rückgang um 1,7 Prozent. In den weiteren Altersgruppen aber stieg die Arbeitslosigkeit. So kletterte die Zahl sowohl bei Jugendlichen (Personen unter 25 Jahren) mit plus 6,7 Prozent als auch unter Personen im Haupterwerbsalter (25 bis 49 Jahre) in die Höhe (plus 5,4 Prozent).

Männer waren vom Zuwachs der Arbeitslosigkeit (+ 5,5 Prozent) im August stärker betroffen als Frauen (+ 1,7 Prozent). Eine Kluft ist im August ferner zwischen In- und Ausländern zu erkennen. Ging die Arbeitslosigkeit unter inländischen Personen mit einem Prozent leicht zurück, stieg sie unter Ausländerinnen und Ausländern mit 11,4 Prozent deutlich an.

Rückläufig war die Zahl der offenen Stellen. Das AMS registrierte Ende August 109.813 Vakanzen, um 17,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Stellenmonitor des ÖVP-Wirtschaftsbunds, in den Daten diverse Jobportale einfließen, wies 214.952 offene Stellen und damit ebenso einen Rückgang aus. Eine Entspannung des Fachkräftemangels ist für den Generalsekretär des Wirtschaftsbunds, Kurt Egger, darin jedoch nicht zu erkennen. Heimische Betriebe würden weiterhin „händeringend" nach Personal suchen, wurde er in einer Aussendung zitiert.

Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) sieht den heimischen Arbeitsmarkt trotz der schwächeren wirtschaftlichen Dynamik weiter als robust. Erfreulich sei vor allem die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit, die seit ihrem Höchststand im April 2021 mit damals 148.436 Personen fast halbiert wurde und aktuell bei 75.251 Personen liegt.

FPÖ, Industriellenvereinigung (IV), sowie Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaftsbund (ÖGB) reagierten auf die aktuellen Daten großteils mit Kritik beziehungsweise der Forderung nach Maßnahmen. Während sich die FPÖ auf die hohe Ausländerarbeitslosigkeit einschoss und Kocher attestierte, die Lage am Arbeitsmarkt schönzureden, verlangte die IV nach einer Steigerung von Leistungsanreizen, um Menschen in die Beschäftigung zu bringen. Die Arbeiterkammer wiederum pochte unter anderem auf mehr finanzielle Mittel, um die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen zu bekämpfen. Für den ÖGB ist vor allem ausreichendes und gut geschultes AMS-Personal gefragt. (APA, TT.com)

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