Sicherheitsfragen vor Prozess

Am Tag vor dem Prozess: Teichtmeister holt sich Fritzl-Anwalt ins Boot

Florian Teichtmeister steht ab Dienstag vor Gericht.
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Florian Teichtmeister lässt sich von zwei Star-Anwälten vertreten. Sie sollen verhindern, dass er in einem forensisch-therapeutischen Zentrum untergebracht wird. Unterdessen forderten Demonstranten am Wochenende die Todesstrafe.

Wien – Kurz vor Prozessbeginn wegen des Konsums von kinderpornografischer Darstellungen hat Florian Teichtmeister (43) seine Verteidigungslinie verstärkt: Zusätzlich zu dem bekannten Anwalt Philipp Wolm lässt sich der Burgschauspieler auch noch von Rudolf Mayer vertreten.

Mit diesem Schritt wurde schon länger gerechnet. Der 75-jährige Mayer soll neben Wolm am Dienstag zum Prozessauftakt das Eingangsplädoyer halten. Der Wiener Strafverteidiger ist kein Unbekannter: Er hat bereits Josef Fritzl, Elfriede Blauensteiner, einen Helfer des Wien-Attentäters und die als "Eislady" bezeichnete Mörderin Estibaliz C. vertreten. Wolm ist ebenfalls erfahrener Profi, er verteidigte unter anderem Ex-Ministerin Sophie Karmasin und Musiker RAF Camora.

Die Linie des Duos dürfte klar sein: Die Anwälte wollen eine bedingte Haftstrafe für Teichtmeister erreichen. Nur so kann der wegen des Konsums und der Herstellung von kinderpornografischen Material angeklagte Schauspieler eine Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum vermeiden. Demnach dürfte sich Teichtmeister schuldig bekennen.

Der Strafrahmen beträgt bis zu drei Jahren Haft. Ein Schöffensenat aus zwei Berufsrichtern und zwei Laienrichtern soll über das Schicksal Teichtmeisters entscheiden.

Prozess wirft Sicherheitsfragen auf

Ursprünglich war der Teichtmeister-Prozess für Februar angesetzt: Auch da gab es bereits Demonstrationen.
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Für Diskussionen sorgt unterdessen eine Demonstration, die am Samstag im niederösterreichischen Langenlois, dem Wohnort der Mutter des ehemaligen Fernseh-Stars, unter dem Motto "Teichtmeister, wir kommen" stattfand. Dabei sollen Teilnehmer unter anderem die "Todesstrafe für Teichtmeister" gefordert und einen Galgen durch den Ort getragen haben.

Organisiert wurde die Demonstration von Martin Rutter, einem bekannten Impfgegner und Corona-Leugner, der immer wieder mit engen Verbindungen zur rechten Szene auffällt. Bereits im Februar soll Rutter bei dem damals geplatzten Prozess gegen Teichtmeister in illustrer Runde demonstriert haben: So nahmen an dem Protest u. a. auch der Rechtsextreme Gottfried Küssel und maßgebliche Mitglieder der Corona-Leugner-Szene teil.

Der Prozess wirft auch demnach auch Sicherheitsfragen auf. Nach der Demo ist man am Landesgericht und bei der Polizei in erhöhter Alarmbereitschaft.

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Wie die Landespolizeidirektion auf APA-Anfrage mitteilte, wird für Dienstag eine Versammlung zum Thema "Hände weg von unseren Kindern" in der näheren Umgebung des Landesgerichts stattfinden. Die von einer Privatperson angemeldete Kundgebung wird sich im Zeitraum 8 bis 15 Uhr von der Landesgerichtsstraße bis zur Wickenburggasse erstrecken. 250 Teilnehmer werden erwartet. Auf die Frage, wie viele Beamtinnen und Beamte zur Gewährleistung der Sicherheit der Teichtmeister-Verhandlung abgestellt sind, verwies die Pressestelle der Polizei auf "mehrere hundert Beamte", die in den kommenden Tagen "im Großeinsatz" stünden, "da auch eine Protestwoche der Klimaaktivistinnen und -aktivisten und andere Großereignisse in Wien stattfinden".

Gerichtssprecherin Christina Salzborn bekräftigte Montagmittag, dass es auch seitens der Justiz verstärkte Sicherheitsvorkehrungen geben wird. Die Security-Kräfte im Gericht wurden aufgestockt. Die Justiz hat zu gewährleisten, dass Teichtmeister, dem der Besitz und die Herstellung von insgesamt 76.000 Dateien mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen vorgeworfen wird, unbeschadet ins Gericht gelangt und im Zusammenhang mit der Verhandlung seine körperliche Unversehrtheit garantiert ist. Diesbezüglich steht das Landesgericht seit Tagen in engem Austausch mit der Polizei.

"Es geht schon in Richtung gesundes Volksempfinden und Volksgerichtshof", kommentierte Strafverteidiger Mayer die jüngsten Auswüchse um das Teichtmeister-Verfahren. "Wenn das kein Schauspieler ist, interessiert das keinen Menschen." Sein Mandant sei aber zuversichtlich, dass es für ihn vor Gericht keinen "Promi-Malus" geben wird, sagte Mayer: "Er ist sich gewiss, dass dieses Verfahren wie jedes andere Verfahren rechtsstaatlich und unbeeinflusst von irgendwelchen Demonstrationen ablaufen wird." (TT.com/APA)

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