Immer mehr Junge in größter Not: Suizidalität um das Dreifache gestiegen
Die Suizidalität bei Jungen ist stark gestiegen. Fast 400 Betten fehlen österreichweit auf der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Innsbruck – Vor dem Welt-Suizid-Präventionstag der WHO am Sonntag haben heimische Experten über eine alarmierende Entwicklung informiert. Laut Österreichischer Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP) hat sich die Suizidalität – suizidale Gedanken oder suizidales Verhalten – bei Kindern und Jugendlichen in Österreich seit 2018 verdreifacht.
„In Österreich sterben pro Jahr etwa 1100 Menschen durch Suizid, etwa 25 bis 30 davon in der Altersgruppe der unter 18-Jährigen. Suizid ist die zweithäufigste Todesursache in der Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen“, sagt Paul Plener, Präsident der ÖGKJP, im Rahmen einer Online-Pressekonferenz. Diese Zahlen sind seit einigen Jahren gleichbleibend.
Doch immer mehr suchen Hilfe. 200 Jugendliche haben vergangenes Jahr nach einem Suizidversuch die Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien aufgesucht. 2019 waren es 67. „Wenn man sich das ausrechnet, sind es drei bis vier Jugendliche pro Woche“, so Klinikvorstand Plener. Auch in Graz spiegle sich dies wider. Die Zahl stieg von 103 (2018) auf 310 (2022). „Bei einem Anstieg der Zahlen müssen wir auch dementsprechend entgegensteuern“, so Plener. Und zwar dringend. Denn von 800 Betten, die auf der Kinder- und Jugendpsychiatrie laut österreichischem Strukturplan Gesundheit verfügbar sein sollten, sind nur 432 vorhanden.
In Schulen solle mehr über mentale Gesundheit gesprochen werden. „Immer jüngere Kinder in der Volksschule denken an Suizid“, sagt Ulrike Altendorfer-Kling, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Vorzeigebeispiel ist „Youth Aware of Mental Health“, bei dem Experten in Klassen kommen. (m.l.)
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