Ex-Außenministerin Kneissl zieht nach St. Petersburg
Die ehemalige österreichische Außenministerin Karin Kneissl (ÖVP) hat ihre Übersiedlung nach Russland bekannt gegeben. Sie werde dort einen von ihr mitbegründeten Thinktank an der St.Petersburger Universität leiten. In letzter Zeit machte Kneissl mit einer pro-russischen Sichtweise auf den Angriffskrieg in der Ukraine auf sich aufmerksam.
Wladiwostok, St. Petersburg, Wien – Die ehemalige österreichische Außenministerin Karin Kneissl hat am Dienstag ihre Übersiedlung nach Russland bekannt gegeben. Am Rande des offiziösen Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok begründete sie ihre Entscheidung mit ihrer Tätigkeit in einem Thinktank, den die Staatliche Universität in St. Petersburg im Sommer für die österreichische Expolitikerin eingerichtet hatte. St. Petersburg ist auch die Heimatstadt von Kreml-Chef Wladimir Putin.
„Ich war Ko-Gründerin des G.O.R.K.I.-Zentrums und leite es. Weil es dort viel Arbeit gibt und das Zentrum viel Aufmerksamkeit benötigt, kann ich das nicht nebenbei machen und ich habe entschieden, für diese Arbeit nach St. Petersburg zu übersiedeln“, sagte Kneissl der staatlichen Nachrichtenagentur TASS.
Nicht bereit für russische Staatsbürgerschaft
Die Ankündigung kommt nicht überraschend: Bereits im Juni die Österreicherin am Rande des Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg erklärt, ernsthaft über eine Übersiedlung nach Russland nachzudenken, gleichzeitig aber für eine russische Staatsbürgerschaft nicht bereit zu sein. Der russische Präsident Wladimir Putin, mit dem sie auf ihrer Hochzeit im südsteirischen Gamlitz im August 2018 getanzt hatte, könnte sie wie andere Promis à la Gérard Depardieu oder Steven Seagal per Erlass jederzeit einbürgern. So sie keine Erlaubnis österreichischer Behörden auf Doppelstaatsbürgerschaft zuvor bekommen hätte, würde Kneissl in diesem Fall ihre österreichische Staatsbürgerschaft jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach verlieren.
Prorussische Sichtweise auf Geopolitik
Nach einer Zwischenstation in Frankreich lebte Kneissl, die sich als „politischer Flüchtling“ bezeichnete und über ein „De facto-Arbeitsverbot“ in Österreich geklagt hatte, zuletzt im Libanon. In den vergangenen Monaten hielt sie sich vermehrt in Russland auf, zeigte bei offiziösen Großveranstaltungen Präsenz und verbrachte den Sommer in einem Dorf in der Provinz. In einem Telegram-Kanal positionierte sie sich aber auch als Tierschützerin und verbreitete etwa Meldungen eines Moskauer Tierheims, das Frauchen oder Herrchen für Boxerhunde suchte. Abgesehen davon schrieb sie über Geopolitik und unterstützte dabei die Sichtweise des Kreml. (APA)
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