Nach schwerem Erdbeben

Nothilfekoordinator berichtet aus Marokko: Kaum noch Chancen, Überlebende zu finden

Einsatzkräfte suchen in den oftmals völlig zerstörten Bergdörfern unter den Trümmern nach Überlebenden. Die Chancen sind äußerst gering.
© AFP/Kilic

Nothilfekoordinator Heinz Wegerer vom Hilfswerk International berichtet der TT aus dem Katastrophengebiet.

Marrakesch – Nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko von Freitagnacht ist die Zahl der bestätigten Toten gestern auf über 2900 angestiegen. Wie das marokkanische Innenministerium am Dienstagnachmittag bestätigte, wurden bisher außerdem über 5500 Verletzte gezählt.

In den vom Erdbeben verwüsteten Bergdörfern Marokkos besteht für die verzweifelten Bewohner und Einsatzkräfte kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden. Bis an den Rand der Erschöpfung kämpfen sich die Rettungstrupps mit Unterstützung ausländischer Spezialisten bei Hitze durch das schwer zugängliche Gelände vor, räumen teils mit bloßen Händen Trümmer weg, während in der Luft Leichengeruch hängt.

Auch Nothilfekoordinator Heinz Wegerer von der österreichischen Organisation Hilfswerk International machte sich gestern von Marrakesch aus ins Katastrophengebiet in der Provinz Al Haouz mitten im Hohen Atlas auf. Und auch er berichtete im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung von schrecklichen Bildern. „Ganze Dörfer wurden zerstört. Dort, wo früher Hunderte Familien lebten, steht heute kein Haus mehr. Die Bewohner haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren“, erzählt Wegerer. „Besonders die alten aus Lehm gebauten Häuser sind wie ein Kartenhaus zusammengebrochen“, so Wegerer. Laut dem österreichischen Nothelfer fehlt es den Überlebenden im Katastrophengebiet derzeit vor allem an sauberem Trinkwasser, an Lebensmitteln und Hygieneartikeln. „Benötigt werden auch Zelte und Decken, die Nächte in der Gebirgsregion sind sehr kalt.“ Wegerer berichtet aber auch von einer Welle der Solidarität in der Bevölkerung.

📽️ Video | Kaum noch Hoffnung auf Überlebende

Nach ersten Informationen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) sind etwa 100.000 Kinder von der Katastrophe betroffen. Tausende Häuser wurden zerstört, darunter auch Krankenhäuser und Schulen.

Unterdessen steht die marokkanische Regierung unter wachsendem Druck, endlich mehr internationale Hilfe anzunehmen. Bisher hat Marokko nur Hilfe aus den vier Ländern Spanien, Großbritannien, Katar und Vereinigte Arabische Emirate akzeptiert. König Mohammed VI. kündigte einen Besuch in den betroffenen Gebieten an. (jec)

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