Flutkatastrophe in Libyen: Allein in Darna 20.000 Tote befürchtet
Nach dem verheerenden Sturm in Libyen sinkt die Hoffnung, dass weitere Überlebende gefunden werden. Der Bürgermeister der Stadt Darna fürchtet, dass es 18.000 bis 20.000 Tote gibt.
Benghazi, Tripolis – Die Zahl der Todesopfer in den Überschwemmungsgebieten in Libyen könnte Befürchtungen zufolge noch sehr deutlich steigen. Besonders grauenhaft ist die Lage in der Hafenstadt Darna. "Wir erwarten eine sehr hohe Zahl von Opfern. Ausgehend von den zerstörten Bezirken in der Stadt Darna können es 18.000 bis 20.000 Tote sein", sagte Bürgermeister Abdel-Moneim al-Gheithy dem arabischen Fernsehsender Al-Arabija. Der Sturm "Daniel" hatte am Sonntag das nordafrikanische Land erfasst.
Nahe Darna brachen zwei Dämme, ganze Viertel der 100.000 Einwohner zählenden Stadt wurden ins Meer gespült. Ganze Straßenzüge sind in meterhohem Schlamm versunken.
Hoffnung auf Überlebende schwindet
Rettungsteams suchten in den Trümmern weiter nach Überlebenden. Doch die Hoffnung, Menschen lebend zu finden, schwindet. Videos in sozialen Medien zeigten Fahrzeugkolonnen, die Tote abtransportierten, auf anderen Aufnahmen trieben Leichen im Meer. Geborgene Opfer wurden in Leichensäcken in Massengräbern verscharrt. Auch in anderen Teilen des Bürgerkriegslandes herrscht weiter der Ausnahmezustand. Unterdessen gibt es verzweifelte Rufe nach mehr humanitärer Hilfe für die Überlebenden. Allein in Darna sind mehr als 30.000 Menschen obdachlos geworden, wie die Internationalen Organisation für Migration (IOM) auf X mitteilte. 10.000 Menschen galten als vermisst.
Der britische König Charles (74) brachte angesichts der furchtbaren Lage sein Beileid zum Ausdruck gebracht. Seine Frau und er seien "zutiefst betrübt" über die verheerenden Auswirkungen, hieß es in einem Schreiben des Monarchen von Mittwochabend. "Wir trauern mit allen, die ihre Lieben verloren haben, und beten weiterhin für jeden, dessen Leben und Existenz von den entsetzlichen Überflutungen betroffen ist." Zudem lobte den "selbstlosen Mut" der Helferinnen und Helfer.
Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen kündigten für Donnerstag die Ankunft eines Notfallteams in der schwer betroffenen Stadt Darna an. Es bestehe aus Logistikern und medizinischem Personal, gab die Organisation auf der Plattform X (vormals Twitter) bekannt. Man bringe zudem Notfallausrüstung mit zur Behandlung von Verletzten und Leichensäcke für Libyens Wohlfahrtsorganisation Roter Halbmond.
Die Sorge gelte auch den Hunderttausenden von Flüchtlingen und anderen Migranten aus mehr als 40 Ländern, für die Libyen eine Zwischenstation auf dem Weg nach Europa sei, berichtete die Zeitung "Arab News" mit Sitz in Saudi-Arabien. Auch unter diesen Menschen dürfte es Opfer geben, die von den Überschwemmungen mitgerissen wurden, hieß es.
Neben Darna sind auch andere Städte wie Al-Baida, Al-Mardsch, Susa und Schahat betroffen. "Wir brauchen einfach Leute, die die Situation verstehen - logistische Hilfe, Hunde, die Menschen riechen können und sie aus dem Boden holen. Wir brauchen einfach humanitäre Hilfe, Leute, die wirklich wissen, was sie tun", sagte ein libyscher Arzt, der in einer Klinik nahe Darnas arbeitet, dem britischen Sender BBC.
(APA/Reuters/dpa/AFP)
Tausende Tote befürchtet