11,6 Prozent plus

Forderung der Metaller-Gewerkschaft laut IHS-Chef „sehr niedrig“

Hohe Abschlüsse treiben in der Metalltechnischen Industrie die Inflation kaum an, da deren Produkte zum überwiegenden Teil exportiert werden. (Symbolfoto)
© HANS KLAUS TECHT

Nach dem Reallohnverlust im Vorjahr sei die Vorgehensweise moderat. Der Industrie drohe eine Rezession, es müsse aber auch die Kaufkraft erhalten bleiben.

Wien – IHS-Chef Holger Bonin und WIFO-Ökonom Benjamin Bittschi sehen in der Gewerkschaftsforderung nach 11,6 Prozent mehr Lohn für die Metalltechnischen Industrie eine moderate Vorgehensweise nach einem Reallohnverlust im Vorjahr. "Die Forderung ist gemessen an dem, was wir erwartet haben, sehr niedrig", meinte Bonin in der "ZIB2". Grundsätzlich hätten Arbeitgeber wie Arbeitnehmer recht – der Industrie drohe eine Rezession, es müsse aber auch die Kaufkraft erhalten bleiben.

Die Forderung ist gemessen an dem, was wir erwartet haben, sehr niedrig.
Holger Bonin, IHS-Chef

Die Auswirkungen auf die Inflation seien bei einem derartigen Abschluss gering, ohne Lohnerhöhung würden die Arbeitnehmer auf den Reallohnverlusten des Vorjahres "sitzen bleiben", so Bittschi Montagabend zu "Puls24". Die Bundesregierung habe mit ihren Einmalzahlungen zum Teuerungsausgleich zwar die Einkommen stabil gehalten, allerdings seien diese Gaben nicht nachhaltig – dies müsse nun über die Löhne und Gehälter geschehen.

Risiko einer Rezession in Österreich "erheblich"

Bonin sieht in den geforderten 11,6 Prozent Brutto-Lohnanstieg die Abgeltung der Inflation plus der Produktivitätssteigerung gewährleistet. Dies entspreche der traditionelle angewendeten "Benya-Formel" für die Kollektivvertragsverhandlungen, in Zukunft wäre es aber sinnvoll, auch andere Kriterien anzuschauen. Zu der Gefahr einer Rezession in Österreich meinte Bonin, dass dieses Risiko "schon erheblich" sei.

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Vorschläge der Gewerkschaft, etwa Lohnsteigerungen gegen Freizeit abzutauschen, seien durchaus interessant, so der IHS-Chef. Hohe Abschlüsse würden in der Metalltechnischen Industrie die Inflation kaum antreiben, da deren Produkte ohnehin zum überwiegenden Teil exportiert werden. Auch Bittschi sieht keine "Befeuerung" der Teuerung, ohne einen Inflationsausgleich würde aber die Kaufkraft unter Druck kommen.

Andere Voraussetzungen im Handel

Anders sei das etwa beim Handel, der nach den Metallern in die KV-Verhandlungen einsteigt. Dort könnten sich Lohnsteigerung in Preissteigerungen wiederfinden. Hier müsse man sich fragen ob der Metaller-Abschluss auf andere Branchen umgelegt werden könne.

Wobei der Handel ohnehin ein geringeres Lohnniveau hat. Der kollektivvertragliche Mindestlohn in der Metallindustrie liegt bei 2.236 Euro brutto, im Handel sind es 1.945 Euro brutto. (TT.com, APA)

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