Olympiasiegerin Steffen im Interview: „Auch Scheitern macht erfolgreich“
Talentiert, gefallen und dann wieder aufgestanden: Die deutsche Schwimm-Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen (39) erzählte am „Tag der Tiroler Sportpsychologie“ ihre ganz besondere Erfolgsgeschichte.
Vill, Igls – Unter dem Themenfeld „Bewältigung von Krisen und Umgang mit Scheitern auf dem Weg zu sportlichen Höchstleistungen: Entwicklung von Führungsverhalten bei Elitesportlern und Führungskräften im Spitzensport“ tauchte Schwimm-Olympiasiegerin Britta Steffen als Referentin am Bildungsinstitut Grillhof in Vill/Igls auf. Sie stand als hochtalentiertes Mädchen mit 14 bereits in der deutschen Schwimm-Nationalmannschaft, war mit 16 für Olympia mental noch nicht bereit und zog sich nach den Spielen 2004 zurück, um wiederum vier Jahre später in Peking als Doppel-Olympiasiegerin zu erstrahlen. Die 39-jährige „Grande Dame“ des deutschen Schwimmsports gewährte der TT sehr persönliche Einblicke:
Kann man Ihrer Karriere, zumindest wenn man auf ihre hochtalentierten Anfangsjahre blickt, auch den Titel „Nur durch Scheitern lernt man“ verleihen?
Britta Steffen: Ja. Scheitern macht erfolgreich, könnte man sagen. Es tauchen Fragen auf, die einem einen anderen Antrieb und Ehrgeiz verleihen. Es gibt keinen Athleten, der das nicht erlebt hat. Ich habe Michael Phelps oder Ian Thorpe beobachtet – wenn die zu lange unangetastet waren und jemand kam, der sie geschlagen hat, dann konnte man beobachten, dass die Freude beim nächsten Mal ganz echt und groß war. Weil man gewöhnt sich ja auch an das Erfolgreich-Sein. Aber wahres Glück bedeutet ja auch, dass man wieder ein Hindernis überwunden hat. Das galt für mich und für alle andere.
Sie waren mit 16 erstmals bei Olympia und haben gesagt, Sie waren mental nicht für so ein Großereignis bereit. Nach den Spielen 2004 in Athen, wo Sie sich verletzt haben, haben Sie Ihre Karriere (vorerst) an den Nagel gehängt und Ihr Studium zur Wirtschaftsingenieurin Umwelt und Nachhaltigkeit begonnen. War das im im Rückblick, so blöd es klingt, gewissermaßen auch ein „magic moment“?
Steffen: Diese Pause war ein Game-Changer. Ohne diese Pause wäre dieser Reifeprozess nicht gekommen. Es ist ja auch die Frage gekommen, ob man für gewisse Dinge ein gewisses Alter haben muss. Früher, vor ca. 20 bis 30 Jahren, war man allerdings mit 18 schon alt, mittlerweile schwimmt man bis 30. Aber damals hat man gedacht, mit 20 kommt nicht mehr sehr viel. Ich wusste aus Stufentests und Prognosen, dass ich Weltrekord schwimmen kann, habe es aber nie umgesetzt. Und das macht einen irgendwann so fertig und blockiert dermaßen, dass man die Flinte ins Korn wirft.
Und dann haben Sie von Kommilitonen berichtet, die Sie beim gemeinsamen Studium von Aufgaben befreit haben, um im Schwimmbecken noch einmal anzugreifen.
Steffen: Genau, wir sind bis heute miteinander verbunden. Sie haben mich unterstützt und das Studium für mich sportgerecht gemacht. Einer davon hatte nach Knochenkrebs eine Beinamputation und hat Sitzvolleyball gespielt. Und dann hat mir auch Franzi (van Almsick) auf mentaler Ebene Dr. Friederike Janofske empfohlen und hat mir später eine Autogrammkarte zukommen lassen: „Jetzt kann aus dir eine ganz Große werden.“ Das sind Beförderungen und Vorschusslorbeeren.
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