Expertin rät zu Vorsicht

Nach Fluchthorn-Felssturz: Gletscherregionen kommen nicht zu Ruhe

Im Juni brachen mehr als eine Million Kubikmeter Material vom Fluchthorn.
© Land Tirol

Glaziologin Andrea Fischer rät aktuell zu größerer Vorsicht in hochalpinen Regionen. Ein extrem warmer Herbst setzt den Permafrostböden offenbar stark zu.

Galtür, Wien – Nachdem Anfang Juni nahe des Jamtalferners im Tiroler Paznauntal im Bereich der Nordwestflanke des südlichen Fluchthorns mehr als eine Million Kubikmeter Material abstürzte, präsentiert sich die Umgebung vieler Gletscher Österreichs auch im Herbst äußerst instabil. Das teilte die Glaziologin Andrea Fischer der APA mit. Der sehr warme Herbst im Hochgebirge sorge für viele Felsstürze, besonders im Bereich der stark schmelzenden Gletscher, so die Forscherin, die zu Vorsicht rät.

Zum Beispiel in dem Gebiet des Jamtalferners waren alleine am Samstag drei Steinschlag- und Felssturzereignisse aus unterschiedlichen Einzugsgebieten zu beobachten gewesen, wie die Forscherin vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Innsbruck, die sich gerade in der Region aufhält, erklärte. "Quasi neben dem Fluchthorn", wo sich am Anfang des Sommer der spektakuläre Abbruch ereignete, verzeichnete man gestern einen Bergsturz "vom Kamm zur Signalspitze auf den Chalausferner".

Besondere Vorsicht geboten

Bei Touren im Nahbereich von Gletschern sei es daher gerade jetzt besonders wichtig, auf Anzeichen von Massenbewegungen zu achten, etwa Steinschlaggeräusche (Knattern, Rauschen, oder auch tiefes Brummen und Krachen je nach Ereignisgröße), Staubfahnen oder Schwefelgeruch. Auch Ablagerungen von frischem kantigen Gestein oder Einschlagtrichter sind Warnzeichen, bei denen die Tour abgebrochen werden sollte, betonte die Wissenschafterin.

Offenbar lassen die nun schon ungewöhnlich lange extrem hohen Herbsttemperaturen auch in den Höhenlagen neue Schichten im insgesamt durch den Klimawandel schwindenden alpinen Permafrost auftauen. In Kombination mit dem heißen zurückliegenden Sommer führe dies nun beispielsweise im Jamtal zu zahlreichen größeren und kleineren Bergstürzen und Steinschlägen. In dieser Dichte der Ereignisse "habe ich so etwas noch nie gesehen", so Fischer. Wanderern, die momentan im Hochgebirge unterwegs sind, rät die Glaziologin jedenfalls darauf, auf Gefahrenzeichen zu achten. (APA)

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