💬 Der APA-Chef im TT-Talk

Clemens Pig bei „Tirol Live“: „Komplexität lässt sich nicht zu Tode vereinfachen“

Der Tiroler Clemens Pig ist Geschäftsführer der Österreichischen Nachrichtenagentur APA.
© Thomas Böhm

APA-Geschäftsführer Clemens Pig zeichnet bei Tirol Live die Herausforderungen der digitalen Informationsgesellschaft nach.

Wien – „Hat die Wa(h)re Nachricht eine Zukunft“, das fragt sich der Tiroler Clemens Pig, Geschäftsführer der Austria Press Agentur (APA) in seinem Buch „Democracy dies in Darkness“. Den Titel hat sich Pig bei der Washington Post entliehen, die seit der Wahl Donald Trumps in ihrem Logo darauf hinweist, dass Demokratie in der Dunkelheit stirbt. Aufgabe der Medien, egal, ob Zeitungen, Rundfunk oder Online-Plattformen, sei es, Licht in die Dunkelheit zu bringen, nicht nur der Vordergrund, sondern auch der Hintergrund müsse be- und ausgeleuchtet werden, sagt Pig im Tirol-Live-Gespräch. „Als vierte Säule demokratischer Staaten ist es die Aufgabe von Medien, den Machthabern auf die Finger zu schauen“, unterstreicht er. Doch Medien stehen unter Druck – wirtschaftlich und durch autokratische Tendenzen in aller Welt. „Wir stehen an einer Zeitenwende“, sagt Pig. Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz etwa habe auch das Potenzial, Fake News und Desinformation weiterzuverbreiten. Auch dafür will der erfolgreiche Medienmanager mit seinem Buch sensibilisieren. Gerade im Vorfeld eines Superwahljahres – 2024 wird nicht nur ein neuer Nationalrat gewählt, sondern auch der künftige US-Präsident – müsse hier besonders genau hingeschaut werden.

📽️ Video | Clemens Pig in „Tirol Live”

Deshalb begrenzt Clemens Pig seinen Blick nicht auf Österreich. „Die Problemlage ist größer“, sagt er. Spätestens mit der Pandemie sei offensichtlich geworden, dass die Welt „ein komplexer Ort ist – und sich globale Zusammenhänge unmittelbar auf uns auswirken“. Diese Komplexität lasse sich nicht zu Tode vereinfachen, erklärt Pig. Und genau diese Umstände nützen Verschwörungstheorien. „Sie bieten mit einem Fingerschnipsen einfache Antworten für schwierige Fragen an.“ Das habe es immer gegeben, aber „wenn sich diese Situation in sozialen Netzwerken aufschaukelt, kann es gefährlich werden“. Medien müssen sich die Frage stellen, wie sie Menschen in ihren jeweiligen Lebensrealitäten ansprechen, wie sie wichtige Themen aufgreifen und aufbereiten.

„Die Geschwindigkeit in der digitalen Informationsgesellschaft hat einen Höhepunkt erreicht“, sagt der APA-Geschäftsführer. Viele Menschen seien erschöpft von dem Bombardement echter und vermeintlicher Nachrichten. Guter Journalismus stehe immer im Spannungsfeld von Geschwindigkeit und Richtigkeit. „In einer Welt, in der wir täglich mit Fake News konfrontiert sind, muss Richtigkeit vor die Geschwindigkeit gestellt werden“, so Pig. Das sei für Medien auch eine Chance: „Sie helfen den Menschen dabei, in einer komplexen Welt Orientierung zu finden.“ (TT)

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