„Takács Quartet“ läutet Kammerkonzerte ein: Fingerübung in Virtuosität
Zum Start der Kammerkonzerte serviert das „Takács Quartet“ ein exquisites Menü nach Noten.
Innsbruck – Cellist András Fejér kam schon als Kind, damals noch in seinem Geburtsland Ungarn, mit Kammermusik in Berührung. Seine Eltern, beide Musiker, veranstalteten Streichquartett-Wochenenden. Fejér erinnert sich daran lebhaft, gab es doch außer Musik auch großartige Nachspeisen, kredenzt von seiner Mutter.
Was das mit dem 1. Kammerkonzert Montagabend in Innsbruck zu tun hat? Man könnte sagen, es ist die Fortsetzung einer Familientradition. Gründungsmitglied Fejér gastiert mit dem Takács Quartet im Haus der Musik. Auf dem Programm, wie anno dazumal daheim: Kammermusik – und ein köstlicher Nachschlag. Früher gab es Süßes zum Dessert. Heute ist es das Finale von Haydns Streichquartett in C-Dur op. 20. Das spart auch Kalorien.
Das Takács Quartet, entstanden 1975 in Budapest und 1983 in die USA übersiedelt, trägt mit seinem Auftritt eine Ahnung der großen weiten Musikwelt in die kleine Stadt am Inn. Dieses Gastspiel braucht keinen Vergleich zu scheuen. Mit den KollegInnen Edward Dusinberre (1. Geige), Harumi Rhodes (2. Geige) und Richard O’Neill (Viola) gestaltet Fejér am Cello ein Konzert, für das jeder Superlativ zu abgegriffen erscheint. Es ist kaum möglich, das Gehörte auch nur halbwegs mit Worten wiederzugeben.
Ein Streichquartett zeichnet sich dadurch aus, dass dessen vier Teile zusammenwirken, aus einem Guss, ein klingendes Ganzes. Die MusikerInnen spielen nicht nur im selben Takt, sie atmen auch gemeinsam. Selten jedoch ist eine solche Meisterschaft in diesem Fach zu erleben wie an diesem Abend.
Schon Beitrag 1 mit Joseph Haydns Streichquartett in D-Dur (op. 71/2) macht staunen: Hochkomplexe Musik kommt so selbstverständlich brillant herüber, als ob es sich hier um eine Fingerübung handeln würde. Mit den „Six rencontres“ (sechs Begegnungen) des zeitgenössischen Komponisten Stephen Hough taucht das Ensemble lautmalerisch ins Leben einer tatsächlichen Großstadt ein: das hektische Kommen und Gehen in einer belebten Hotellobby; das Gewusel vor den Marktständen; die wohltuende Ruhe einer Kirche.
Bei Beethovens forderndem Streichquartett e-Moll (op. 59/2) lassen die vier ihrer Virtuosität dann freien Lauf. Ein fantastisches Erlebnis.