Tirolerin half vor Ort

Nach Massenexodus in Berg-Karabach geht das Leid weiter

Eine Caritas-Mitarbeiterin aus Armenien spielt mit einem Kind aus der Region Berg-Karabach, das wie mehr als 100.000 Menschen flüchten musste.
© Caritas

Als 100.000 Menschen aus Berg-Karabach flüchteten, half Elisabeth Haun von der Caritas.

Innsbruck – Seit einer Woche ist Elisabeth Haun zurück in Tirol, viel Zeit seit ihrer Rückkehr aus Armenien und dem Konflikt um Berg-Karabach ist nicht vergangen. Doch die Welt hat sich schon wieder verändert: „Krisen halten sich oft kurz in der Wahrnehmung, weil so viele Dinge auf der Welt passieren“, sagte die Caritas-Mitarbeiterin vor ein paar Tagen. Und sie hat Recht behalten. In der Zwischenzeit blickt die Weltöffentlichkeit auf einen neuen Konflikt, im Nahen Osten. Vergessen dürfe man das Schicksal von 100.000 Menschen aus Berg-Karabach aber nicht.

Zurück zum 19. September 2023: Während einer Sitzung mit Pflegepersonal für ein Caritas-Projekt für Hauskrankenpflege in Armenien merkt Haun, die seit einigen Tagen vor Ort ist, wie eine Teilnehmerin der Sitzung plötzlich aufgeregt auf Armenisch spricht. „Dann wurde es schnell emotional“, erinnert sich die Armenien-Projektreferentin der Caritas. Aserbaidschan greift die Südkaukasusregion Berg-Karabach an. Am nächsten Tag ist das Gebiet erobert, der Korridor nach Armenien wird geöffnet. Mehr als 100.000 Menschen fliehen. Ein Teil davon kommt bei Verwandten unter, andere werden von Organisationen wie der Caritas betreut.

Elisabeth Haun (r.) betreut für die Caritas Projekte in Armenien.
© Caritas

„Nach diesem Massenexodus geht das Leid weiter. Jetzt ist die heiße Phase für die erste Notversorgung“, erklärt Haun die Aufgabe der Caritas. Man habe gut funktionierende Strukturen, seit 2006 ist die Caritas in Armenien aktiv – in der Altenpflege, in Frauenförderzentren oder in der Jugendarbeit. Außerdem wurde ein Tageszentrum für Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen aufgebaut. Natürlich werden jetzt dort Kinder aus Berg-Karabach betreut. Nicht nur die sind verängstigt. „Die Menschen in ganz Armenien haben sich noch nie so unsicher gefühlt in ihrem eigenen Land wie jetzt“, so Haun. Man fürchtet, dass sich der Konflikt ausweitet und Armenien von Aserbaidschan angegriffen wird.

Im Moment konzentriert sich die Caritas-Hilfe auf die Geflüchteten. Für die Hilfe in den ersten zwei Monaten nach dem Massenexodus wurden und werden noch Unterkünfte für Familien geschaffen. Spenden werden für die Grundversorgung benötigt, „Decken, warme Kleidung und Lebensmittel“, wie Haun beschreibt. Der Plan der Caritas ist, 5000 Menschen, die aus Berg-Karabach geflüchtet sind, direkt zu unterstützen.