OeNB-Direktor Thomas Steiner: „Uns ist wichtig, dass Bargeld erhalten bleibt“
Steiner sprach auf Nationalbankforum über die Zukunft des Bargelds und die mögliche Einführung eines digitalen Euro.
Innsbruck – Ein digitales Gespenst geht um in Europa: Die EZB arbeitet an der Einführung eines digitalen Euros, in vielen skandinavischen Ländern kann man praktisch nur noch mit Kreditkarte bezahlen und Bitcoin und Co. sind – trotz zuletzt einiger Rückschläge – nach wie vor Thema. „Trotz der Tendenz zum Bargeldlos-Bezahlen gibt es in der EU und auch in Österreich aber doch ein starkes Bekenntnis zum Bargeld“, betonte Nationalbankdirektor (OeNB) Thomas Steiner auf dem jährlichen Nationalbank-Forum, das am Dienstag in Kooperation mit der TT in Innsbruck stattfand.
Umfragen zeigen, dass ein größerer Teil der heimischen Konsumenten nach wie vor auf Bargeld setzt. Das zeigte auch ein Publikumsvoting bei der Veranstaltung in der Aula der Uni Innsbruck. So gaben 42 % an, dass sie eher bar zahlen, 38 %, dass sie auf bargeldlos setzen, und doch auch 19 % sagten, dass sie häufig mit dem Smartphone bezahlen. Für Steiner wenig überraschend: „Zum einen ist Österreich durchaus eine Hochburg des Bargeldes, aber gerade die Jüngeren sind durchaus ‚Kreditkarten-affin‘ und schätzen die Vorteile des bargeldlosen Bezahlens“, meinte Steiner.
Es gebe in Europa auch keine Vorhaben, Bargeld abzuschaffen, daran ändern auch die Pläne für einen digitalen Euro nichts, so der Notenbank-Direktor. Der digitale Euro soll eine Ergänzung darstellen und auch eine starke Konkurrenz zu den gewinnorientierten Geschäftsmodellen der Kreditkartenanbieter. Die EU-Kommission habe im Juni einen Vorschlag für den gesetzlichen Rahmen auf den Weg gebracht, der sowohl die allgemeine Akzeptanz von Bargeld als auch eines künftigen digitalen Euros klären soll. „Derzeit sind aber noch viele – vor allem juristische – Fragen zu beantworten. Ich rechne mit einer Einführung frühestens 2027“, so Steiner. Ein weiteres Votum unter den Besuchern der Veranstaltung zeigte auch hier, dass sich die Verfechter des bargeldlosen Bezahlens und jene, die das Bezahlen mit Bargeld bevorzugen, in etwa die Waage hielten. Die aktuelle Diskussion über die Verankerung des Bargeldes in der Verfassung wollte Steiner nicht kommentieren. „Für uns als Notenbank ist wichtig, dass Bargeld erhalten bleibt, und hier sehe ich keine Gefahr“, meinte Steiner. Hier war sich der Notenbanker auch mit dem Publikum einig, das mit über 90 % für den Erhalt von Bargeld stimmte.
Ein weiteres Thema waren die aktuell stark gestiegenen Zinsen. Die OeNB sei hier ein Verfechter des restriktiven Wegs, den die Europäische Zentralbank derzeit gehe, meinte Steiner, auch wenn er sich der „enormen Herausforderungen, die eine Anhebung der Zinsen mit sich bringt“, durchaus bewusst sei. „Es geht darum, die Preisstabilität zu gewährleisten. Zudem muss man auch sagen, dass die enorme Teuerung kein Problem des Euros ist“, so Steiner. Und auch die Verschärfung der Kreditregeln sei absolut notwendig. Man reagiere hier auf mögliche zukünftige Gefahren.
Zum Thema Krypto-Geld meinte Steiner, dass Bitcoin und Co. kein Geld im klassischen Sinn sind. „Verbieten braucht man es zwar nicht, aber es muss jedem bewusst sein, dass Geschäfte mit Kryptowährungen sehr risikoreich sind“, betonte Leitner. (hu)