„Bekenne mich schuldig“: Bewährung für Ex-Formel-1-Boss Ecclestone
Lange hat er den Betrug dementiert, kurz vor Beginn eines mehrwöchigen Prozesses räumt Bernie Ecclestone die Betrugsvorwürfe gegen sich doch ein – und zahlt eine gewaltige Summe. Der offensichtliche Deal rettet ihn vor einer Haftstrafe.
London – Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat sich in einem Betrugsverfahren in London schuldig bekannt. Die Anklage wirft ihm vor, Auslandsvermögen in Höhe von mehr als 400 Millionen Pfund (rund 463 Mio. Euro) bei der Steuer falsch angegeben zu haben. Bisher hatte der 92-Jährige die Vorwürfe zurückgewiesen. Bei einer Anhörung am Donnerstag machte Ecclestone nun eine Kehrtwende – und zahlt rund eine dreiviertel Milliarde Euro an Geldern nach.
Der einst mächtige Funktionär bekannte sich in Begleitung seiner 47-jährigen Frau Fabiana schuldig und auch dazu bereit, eine Zahlung in Höhe von nicht weniger als 652 Mio. Pfund (755,81 Mio. Euro) zu leisten. Darauf habe sich der 92-Jährige mit der britischen Steuerbehörde HMRC geeinigt, berichteten britische Medien am Donnerstag aus dem Gerichtssaal in London. Die Summe decke Zahlungen aus 18 Steuerjahren ab. Das Strafmaß in dem Betrugsverfahren wurde nur kurz darauf genannt: Ecclestone wurde zu 17 Jahren Monaten Haft verurteilt, allerdings wurde die Strafe auf zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.
Eigentlich hätte im November ein mehrwöchiger Prozess beginnen sollen. Diesen hat sich Ecclestone erspart. Der Anklage zufolge er Ecclestone angegeben haben, nur einen einzigen Trust im Ausland gegründet zu haben, dessen Begünstigte seine drei Töchter Deborah, Tamara und Petra seien. Die britische Finanz- und Steuerbehörde ist aber der Ansicht, dass Ecclestone selbst von dem nicht deklarierten Vermögen im Ausland profitieren wollte.
Unverständnis und Skandale
Ecclestone prägte die Formel 1 seit der Übernahme der Werbe- und Fernsehrechte Ende der 1970er-Jahre wie kein Zweiter. Der knapp 1,60 m große Brite machte die Serie als machtvoller Geschäftsführer zu einem weltumspannenden und milliardenschweren Unternehmen. Ecclestone erschloss immer wieder neue Märkte, er schreckte dabei vor politisch umstrittenen Ländern und Machthabern nicht zurück. Mit seiner Meinung zu Diktaturen und anderen brisanten Aussagen sorgte er auch immer wieder für Unverständnis und Skandale.
Es ist nicht sein erstes Mal vor Gericht. Wegen des Verkaufs der Formel 1 an das Investmentunternehmen CVC im Jahr 2006 musste Ecclestone sich im April 2013 als Angeklagter in München verantworten und sich dem Vorwurf der Bestechung stellen. Im August desselben Jahres wurde das Verfahren gegen eine Geldauflage von 100 Millionen US-Dollar (aktuell 94 Mio Euro) eingestellt. Im Jänner 2017 wurde Ecclestone von den neuen Formel-1-Besitzern Liberty Media als Geschäftsführer abgesetzt.
Die Zahlung wird Ecclestone wohl schmerzen, aber keinesfalls verarmen lassen. Das US-Magazin Forbes schätzt das Vermögen des früheren Chefvermarkters der Formel 1 und seiner Familie auf rund 2,9 Milliarden US-Dollar (2,73 Mrd Euro). (APA, dpa, Reuters)