2:3 gegen Belgien: Die ÖFB-Aufholjagd wurde nicht belohnt
Österreichs arg dezimierte Fußball-Auswahl machte gegen den haushohen Favoriten beinahe einen 0:3-Rückstand wett – aber eben nur beinahe. Belgien hat das EM-Ticket sicher und den Gruppensieg so gut wie sicher in der Tasche. Die nächste Chance für die ÖFB-Elf auf eine Fahrkarte Richtung EURO 2024 in Deutschland gibt es bereits am Montag.
Wien – Die lange Ausfallsliste um die beiden Alphamännchen David Alaba und Marko Arnautovic und das Fehlen weiterer Stützen (Posch, Gregoritsch, Sabitzer/nicht in der Startelf) zwangen ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick gegen Belgien zum Improvsieren. Damit, dass er Sechser Nicolas Seiwald auf die ungewohnte Position des Rechtsverteidigers setzte, hat aber niemand gerechnet. Und mit Speerspitze Manprit Sarkaria (Sturm Graz) gab es überraschenderweise auch den neunten Debütanten in der Ära des 66-jährigen Deutschen.
Die stark ersatzgeschwächte rot-weiß-rote Auswahl kam im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion gleich gut in die Gänge, nach 25 Sekunden schlug sich der Vorwärtsgang im ersten Eckball nieder. Aber dann kam halt wieder etwas zum Tragen, was bei jedem noch so gutem Matchplan und taktischen Feinheiten in die Rubrik individuelle Klasse fällt: Belgiens Rechtsaußen Dodi Lukebakio ließ mit einem etwas unorthodoxen Haken und all seiner Schnelligkeit Innenverteidiger Philipp Lienhart stehen und zirkelte das Leder zum 0:1 (12.) unhaltbar in die Maschen.
EM-Quali, Gruppe F
Österreich – Belgien 2:3 (0:1)
- Wien, Ernst Happel Stadion, 47.000 (ausverkauft), SR Gil Manzano (ESP)
- Tore: 0:1 (12.) Lukebakio, 0:2 (55.) Lukebakio, 0:3 (58.) Lukaku, 1:3 (72.) Laimer, 2:3 (84.) Sabitzer (Hand-Elfmeter)
- Österreich: A. Schlager - Seiwald, Danso (66. Baidoo), Lienhart, Wöber (71. Prass) - Laimer, Grillitsch, X. Schlager, Wimmer (79. Sabitzer) - Baumgartner (66. Cham) - Sarkaria (66. Kalajdzic)
- Belgien: Sels - Castagne, Faes, Vertonghen, Theate - Lukebakio (71. Bakayoko/88. Vermeeren), Mangala (64. Tielemans), Onana, Doku (88. Keita) - Openda (46. Carrasco), Lukaku
- Gelb-Rot: Onana (78./wiederholtes Foulspiel)
- Gelbe Karten: Grillitsch, Seiwald, Wimmer, Laimer bzw. Mangala, Castagne, Lukaku
Estland - Aserbaidschan 0:2 (0:2)
- Tore: Bayramov (9.), Sheydaev (45.+4/Elfmeter)
Das ÖFB-Team ließ sich nicht groß beirren und klopfte durch Neuling Sarkaria (20.) und Patrick Wimmer (21.) an. Die offensive Gefahr der „Roten Teufel“ ging in den eher seltenen Umschaltsituationen vor allem vom dribbelstarken Jeremy Doku (Manchester City) aus. Belgiens Ersatzbank (Carrasco, Bakayoko, De Ketelaere, Batshuayi) drückte beim Fehlen von Kevin De Bruyne (ManCity) und Leandro Trossard (Arsenal) aus, über welches Maß an Offensivpower die Nummer fünf der FIFA-Weltrangliste verfügt.
Nichts desto trotz hatten die Gastgeber nach einer schönen Kombination über Taktgeber Florian Grillitsch und den agilen Baumgartner kurz vor der Pause (43.) abermals das 1:1 am Fuß, Wimmers Schuss wurde kurz vor der Linie aber von Timothy Castagne abgeblockt.
Was Kapitän Alaba sah („Wir haben unsere Momente“) führte Sportdirektor Peter Schöttel vor der zweiten Halbzeitpause folgerichtig fort: „Wir müssen im letzten Drittel etwas zwingender werden.“ Der Fernschuss von Christoph Baumgartner (50.) und ein Abschluss von Maximilian Wöber (51.) fielen in Sachen Präzision noch nicht in diesen Bereich. Die Rangnick-Truppe legte gleich nach dem Pausentee wieder sehr ordentlich nach.
Aber leider gab es das Deja-vu zum ersten Durchgang: Nach einer herrlichen Aktion über Doku und Lukebakio setzte Romelu Lukaku das Leder noch an die Querlatte, nur eine Minute später zappelte ein kurz abgespielter Freistoß und von Seiwald abgefälschter Lukebakio-Schuss aber zum 0:2 (55.) im Netz. Drei Minuten später schien die Messe dann gelesen, als Lukaku nach überragender Vorarbeit von Doku zum 0:3 traf. Da waren die Löcher in der Defensive dann doch zu groß.
Die folgenden Spielerwechsel von Rangnick brachten noch einmal richtig frischen Wind Und beim schönen Anschlusstor von Laimer zum 1:3 (72.) brandete großer Jubel auf. Nach dem Ausschluss gegen Onana durfte dann doch noch Sabitzer ran, der in numerischer Überzahl einen Hands-Elfer zum 2:3 (84.) verwertete. Jetzt brannte es am Rasen wie auf den begeisternden Rängen noch einmal lichterloh. Der Ausgleich wollte in der sechsminütigen Nachspielzeit aber nicht mehr gelingen.
Reaktionen zum Spiel
- Konrad Laimer (ÖFB-Kapitän und -Torschütze): Sie warten, dass sie in Umschaltsituationen kommen und spielen das gnadenlos aus. Das ist das höchste Niveau, was es im Fußball gibt. Wir gehen erhobenen Hauptes hier raus. Ich bin stolz auf die Mannschaft, dass wir trotzdem so aufgetreten sind.
- Ralf Rangnick (ÖFB-Teamchef): Das Ergebnis fühlt sich insgesamt komisch an, aber wir haben ein extrem mutiges Spiel gemacht. Am Schluss haben die Belgier gezittert, schade. Insgesamt bin ich mit dem Auftritt der Mannschaft sehr zufrieden.
- Manprit Sarkaria (ÖFB-Debütant): Natürlich ein besonderer Abend und eine große Ehre für mich, für Österreich zu spielen. Das habe ich mir bei Sturm Graz in der letzten Saison erarbeitet und ich bin einfach glücklich, dass ich mein Debüt geben konnte.
Ihre nächste Chance auf das Ticket nach Deutschland haben die Österreicher am Montag (18.00 Uhr/live ORF 1) in Baku. Mit einem Sieg gegen Aserbaidschan wäre die dritte EM-Teilnahme in Serie in trockenen Tüchern.
Zum Abschluss geht es am 16. November noch nach Estland. Zwei Punkte benötigt die ÖFB-Auswahl aus den beiden ausständigen Partien, um das Ziel aus eigener Kraft zu erreichen.