Leichen im Gazastreifen werden in Eiscreme-Lastern aufbewahrt
Gaza – Im Gazastreifen stapeln sich die Leichen. Weil es auf Friedhöfen zu wenig Platz gibt und der Transport in Krankenhäuser oft zu riskant ist, werden mittlerweile die von israelischen Luftangriffen getöteten Palästinenser in Lastwagen aufbewahrt, die sonst zum Transport und zur Kühlung von Eiscreme dienen.
„Die Leichenhalle im Krankenhaus kann nur zehn Körper aufnehmen, also nutzen wir Eiscreme-Kühler aus der Eiscremefabrik, um die gewaltige Zahl der Märtyrer aufzubewahren„, sagte Arzt Jasser Ali aus einem Krankenhaus in Deir Al-Bala. Die eingesetzten Lkw werden sonst genutzt, um das Eis in Supermärkte zu bringen. Sie zeigen an den Seiten weiterhin Werbung – lachende Kinder, die ihr Eis genießen.
Nach einem Überraschungsangriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel mit rund 1300 Toten vor einer Woche spitzt sich die Lage in der Region derzeit zu. Israel riegelte den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen komplett ab und zog die Armee an der Grenze zusammen. Erwartet wird eine massive Bodenoffensive Israels im Gazastreifen. Dort leben etwa 2,3 Millionen Palästinenser, die Region ist eine der am dichtesten besiedelten Orte der Welt. Nach Angaben von Behörden im Gazastreifen wurden dort durch israelische Luftangriffe mehr als 2450 Menschen getötet, ein Viertel davon Kinder. 9200 Menschen seien seit dem 7. Oktober verletzt worden. In Krankenhäusern fehlt es an der nötigen Ausstattung.
Selbst mit den Eiscreme-Lastwagen reiche es nicht, ergänzte Ali. Zum Teil würden Leichen auch in Zelten aufbewahrt. „Der Gazastreifen ist in einer Krise, und wenn der Krieg so weitergeht, werden wir die Toten nicht beerdigen können. Die Friedhöfe sind bereits voll, und wir brauchen neue, um die Toten zu beerdigen.„ In Gaza-Stadt würden die Behörden Massengräber vorbereiten, sagte der Regierungssprecher. (APA/Reuters)
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