Hamas veröffentlicht erstes Video von mutmaßlicher Geisel
Die Frau soll Medienberichten zufolge eine Französin sein. Israel setzt bei der Suche nach den Entführten auf IT-Experten.
Gaza – Die islamistische Hamas hat erstmals ein Video mit einer mutmaßlichen Geisel im Gazastreifen veröffentlicht. In einem am Montag verbreiteten Video sieht man, wie einer jungen Frau eine Wunde am Arm verbunden wird, anschließend spricht sie direkt in die Kamera. Die Frau stellt sich als die 21-jährige Mia Schem vor und bittet darum, so schnell wie möglich zu ihrer Familie zurückgebracht zu werden.
📽️ Video | ORF-Bericht: Hamas zeigt Video von Geisel
„Ich bin 21 Jahre alt und komme aus Shoham", sagt die Frau in dem rund einminütigen Clip. Sie sei aktuell in Gaza und dort in einem Krankenhaus behandelt worden. „Holt mich hier bitte so schnell wie möglich raus." Ein Vertreter der Familie bestätigte die Identität der jungen Frau der Nachrichtenagentur Reuters.
Unklar war, wo, wann und unter welchen Umständen das Video entstanden ist. Medienberichten zufolge soll es sich um eine Israelin handeln, die auch die französische Staatsangehörigkeit hat. Demnach wurde die Frau nach dem Massaker von Terroristen der Hamas im Süden Israels als vermisst gemeldet.
Das israelische Militär teilte in der Nacht auf Dienstag mit, dass die Frau entführt worden sei. Die Armee sei in Kontakt mit der Familie. Man tue alles dafür, die Geiseln zurückzuholen. „In dem Video versucht sich die Hamas als humane Organisation darzustellen. Dabei ist sie eine mörderische Terrororganisation, die für den Mord und die Entführung von Babys, Frauen, Kindern und Senioren verantwortlich ist", teilte die israelische Armee mit.
Ein Sprecher des militärischen Arms der Hamas hatte zuvor mitgeteilt, dass zwischen 200 und 250 Menschen in den Gazastreifen entführt worden sein sollen. 200 davon seien unter der Kontrolle von der Hamas, die restlichen Geiseln unter der Kontrolle von weiteren militanten Fraktionen in dem Küstenstreifen, sagte der Sprecher in einem Video.
Gleichwohl behauptete er, dass „Ausländer keine Gefangenen seien, sondern Gäste in Gaza". Sie würde freigelassen, „sobald die aktuellen Bedingungen enden". Demnach setze sich die Hamas für einen Gefangenaustausch ein.
Mindestens 22 der Entführten sollen bereits bei israelischen Luftangriffen getötet worden sein. Unabhängig waren die Angaben nicht zu überprüfen.
Israel setzt bei der Suche nach von der Hamas entführten Personen auf Hightech-Experten. Eine Initiative von Freiwilligen aus dem Privatsektor analysiere Filmmaterial mit Hilfe von künstlicher Intelligenz sowie Gesichts- und Stimmerkennung, um bei der Identifizierung und Lokalisierung von Vermissten zu helfen, erklärte Karine Nahon, eine der Leiterinnen der Gruppe. „Wir versuchen, den Status jedes Einzelnen herauszufinden, und wir haben immer noch mehr als tausend Vermisste". Die Hamas lösche nun auch Filmmaterial von Angriffen aus dem Internet, was darauf hindeute, dass sich die militante Gruppe bewusst sei, dass diese Videos zur Informationsbeschaffung genutzt würden. (APA/dpa/Reuters)