"Malarei" im Innsbrucker Kunstpavillon

Glatteis, überall!

Andrea Lüths Ausstellung "Malarei" läuft noch bis 4. November im Kunstpavillon.
© Daniel Jarosch

Schmunzeln erlaubt: Andrea Lüths großformatige Malerei im Kunstpavillon ist nur scheinbar banal.

Innsbruck – Achtung, hier kann man schon einmal gegen eine Wand anrennen. Also ganz wirklich, beginnt Andrea Lüths Personale im Kunstpavillon doch mit einer solchen aus Holz, also einem Blick hinter die Kulissen, dem man gar nicht ausweichen kann. Die Tiroler Künstlerin hat für ihre Soloshow die Wandfläche vergrößert. Sie braucht Platz. Schließlich geht es in „Malarei“ – ja, richtig gelesen – um Malerei. Gemaltes im Großformat. Auf enormen Leinwänden, solche, die einst vor allem „Malerfürsten“ (Baselitz und Co.) zugeschrieben wurden.

Für „Malarei“, die heute Abend eröffnet, schwingt sich die in Innsbruck geborene Lüth zur „Malareifürstin“ hoch – „Okay Chef“ ruft sie den Alten Meistern zu, die sie so gern genüsslich zitiert. Oder ihren Geniekult mit Witz unterwandert. Des Großformats ist sie sich dabei stets bewusst, das gilt es erst einmal zu bezwingen. Die meisten ihrer Werke (rund die Hälfte ist für die Schau in Innsbruck neu entstanden) sind zunächst einmal Zeichnungen, gefertigt mit Ölkreide oder direkt am Handy – und erst dann auf Leinwand übertragen. Zu sehen sind ihre überaus reizvollen Studien im Kunstpavillon leider nicht. Wie schon gesagt, „Malarei“ heißt wirklich Malerei.

"Malareifürstin" Andrea Lüth stellt derzeit im Kunstpavillon aus.
© Daniel Jarosch

Und diese wird mit fettem Strich erforscht. Was ist Hintergrund, was liegt davor? Vieles bleibt unperfekt. Ungesagt. Und am Ende weniger Fehler denn schönstes Sprachspiel. Es tropft, es hakt, es knattert, wenn man da Musik hinter den Pinselzügen hören möchte. Denn Musikerin (bei Brivat – wieder richtig gelesen) ist die Wahlwienerin, die in Tirol auch im öffentlichen Raum (in Fieberbrunn oder an der Messner-Volksschule in Schwaz etwa) mehrfach vertreten ist, ja auch. Einen der Songtexte samt Akkorden hat sie für ihre Schau im Kunstpavillon zum Plakat gemacht.

Neben dem Bilderstreifen, den Lüth durch den Kunstpavillon zieht, geht der Blick aber auch Richtung Detail. Da sind Buttons, eine Fahne, ein Türschild, aber auch Bänke mit Füßchen, die bemalt sind und besessen werden dürfen. Und vielsagende Kleinformate. Sie führen in Richtung „Komplizierte Malerei“ (im hinteren Raum), die – lassen Sie sich nicht aufs Glatteis führen! – eben immer nur scheinbar banal ist. Eine Fülle von kunsthistorischen Referenzen sowie Verweise auf das Künstlerin-Sein heute tun sich auf. Malerei (auf einem Bild heißt es resigniert: „Heute kein Ertrag“) macht halt nicht immer Spaß. Schmunzeln ist bei Andrea Lüth dennoch erlaubt. Ihre Personale im Kunstpavillon ist eine absolute Sehempfehlung! (bunt)

Rahmenveranstaltungen zu "Malarei":

Finissage & Artist Talk : 4. November, 18 Uhr

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