Weitere 200 Geiseln festgehalten

Hamas lässt zwei weitere Geiseln aus Gazastreifen frei

Auf Rollstuhl und Liege wurden die zwei freigelassenen Frauen in ein krankenhaus gebracht.
© APA/AFP/OREN ZIV

Während Israel die Hamas weiter bombardiert, kommen zwei weitere Geiseln der Islamisten frei. Israel hofft, dass auch die übrigen freikommen. Das Ziel aber bleibt: Die Vernichtung der Hamas.

Gaza – Mehr als zwei Wochen nach ihrem massiven Großangriff auf Israel hat die radikalislamische Hamas zwei weitere Geiseln freigelassen. Die beiden Frauen seien aus "humanitären" Gründen freigelassen worden, teilte die im Gazastreifen herrschende militante Palästinenserorganisation am Montag mit. Die Freilassung erfolgte nach einer Vermittlung durch Katar und Ägypten. Eine der freigelassenen Frauen wurde nach eigenen Angaben während ihrer Geiselhaft gut behandelt.

Die 85-jährige Yocheved Lifshitz sagte, sie sei am 7. Oktober bei ihrer Entführung zwar von den Extremisten geschlagen worden. In ihrer zweiwöchigen Gefangenschaft in dem Tunnelnetz des Gazastreifens habe man sich aber um sie gekümmert. Sie sei auch ärztlich behandelt worden.

Nach Angaben des Büros von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu handelt es sich bei der zweiten freigelassenen Geiseln um die 79 Jahre alte Nurit Cooper. Die beiden Israelinnen stammen aus dem Kibbuz Nir Oz und waren zusammen mit ihren über 80-jährigen Ehemännern während des Großangriffs der Hamas am 7. Oktober als Geiseln genommen worden.

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Die beiden Ehemänner werden Netanyahus Büro zufolge weiterhin mit mehr als 200 weiteren Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Am Freitag hatte die Hamas erstmals zwei Geiseln freigelassen, zwei US-Bürgerinnen.

"Ich weiß nicht, wohin ich gebracht worden bin", sagte Lifshitz laut der israelischen Nachrichtenwebseite Ynet. Sie habe auf ein Motorrad steigen müssen, "ein Terrorist hat mich von vorne festgehalten, der andere von hinten", schilderte Lifshitz demnach die Geiselnahme. Sie hätten die Grenze zum Gazastreifen passiert und sie sei zunächst in der Stadt Abasan in der Nähe von Beeri festgehalten worden. "Dann weiß ich nicht, wohin ich gebracht wurde."

Der Sprecher des bewaffneten Arms der Hamas, Abu Ubaida, hatte zuvor erklärt, die beiden Frauen seien "aus zwingenden humanitären Gründen" freigelassen worden.

Ich weiß nicht, wohin ich gebracht worden bin.
Jocheved Lifschitz, eine der freigelassenen Geiseln

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz erklärte seinerseits im Onlinedienst X (ehemals Twitter), bei der Freilassung der beiden Geiseln geholfen zu haben, indem es sie "heute Abend aus Gaza herausgebracht" habe. Israelischen Medien zufolge wurden sie über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten gebracht.

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Die Ezzedin-al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, veröffentlichte auf Telegram ein Video. Es zeigt die beiden Frauen in Begleitung von maskierten und bewaffneten Mitgliedern der Brigaden bei der Übergabe an Mitarbeiter des Roten Kreuzes.

Bilder ägyptischer Fernsehsender zeigten, wie die Frauen nach ihrer Ankunft in Ägypten in Krankenwagen gebracht wurden.

Netanyahus Büro erklärte, die israelische Regierung, die Armee und alle Sicherheitsdienste würden weiterhin alles tun, "um alle Geiseln zu finden und alle entführten Menschen nach Hause zu bringen".

Mehr als 200 Geiseln in Gazastreifen verschleppt

Bei ihrem Angriff auf israelisches Staatsgebiet hatten die schwer bewaffneten Islamisten insgesamt mehr als 200 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt - darunter Babys, Kinder, Schwangere, Soldaten und Ausländer. Auch ausländische Staatsbürger sind darunter.

Bei dem Überfall der Hamas wurden nach israelischen Regierungsangaben etwa 1.400 Menschen getötet. Als Reaktion auf den Großangriff riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete massive Luftangriffe. Die palästinensische Seite spricht von mehr als 5000 Toten im Gazastreifen.

Die USA wiesen unterdessen Forderungen nach einer humanitären Waffenruhe im Gazastreifen zurück. US-Präsident Joe Biden forderte die Freilassung aller Geiseln, bevor Gespräche über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas geführt werden könnten. "Die Geiseln müssen freigelassen werden, erst dann können wir reden", sagte Biden am Montagabend im Weißen Haus. Außerdem betonte Biden in einem Telefonat mit Netanyahu die Notwendigkeit, "einen kontinuierlichen Strom" humanitärer Hilfe in den Gazastreifen aufrechtzuerhalten.

Eine Feuerpause würde der Hamas "die Fähigkeit geben, sich auszuruhen, nachzurüsten und neue Terrorangriffe gegen Israel vorzubereiten", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller.

Russland dagegen drängt auf eine rasche Waffenruhe. Sie müsse so schnell wie möglich kommen, erklärte der Kreml am Dienstag in Moskau. Zudem sei eine Friedensvereinbarung notwendig, die die Gründung eines Palästinenser-Staates zur Basis habe. (APA/dpa)

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