Nach Südtirol-Wahl

„Menschliche Kälte“: Freiheitlichen Obfrau Zoderer tritt zurück – und attackiert Partei

Nach dem schlechten Abschneiden bei der Landtagswahl am Sonntag zieht die Obfrau der Südtiroler Freiheitlichen, Sabine Zoderer, die Konsequenzen und kündigt ihren Rücktritt an. Sie bemängelt den innerparteilichen Rückhalt und kündigt Mitgliedschaft.

Bozen, Innsbruck – Fünf Tage nach der Landtagswahl hat die Obfrau der Südtiroler Freiheitlichen, Sabine Zoderer, ihren Rücktritt erklärt. Dies teilte sie in einem Brief an alle Mitglieder mit,. Bei der letzten Vorstandssitzung sei sie zu diesem Schritt gedrängt worden, so die erst seit Februar in der Position befindliche Zoderer, die scharfe Kritik an Parteifreunden übte. Die Freiheitlichen hatten bei der Wahl eher enttäuschend abgeschnitten.

Sie erreichten 4,9 Prozent – um 1,3 Prozentpunkte weniger als im Jahr 2018. Den Mandatsstand konnten sie mit zwei aber halten. Zoderer sprach in ihrem Brief von "menschlicher Kälte" und „vielen unfairen Vorwürfen“, die ihr bei der jüngsten Parteisitzung gemacht worden seien. Ihr begrenzte politische Erfahrung, ihre beruflichen und familiären Verpflichtungen und die damit verbundenen Stärken und Schwächen hätten die Vorstandsmitglieder bei ihrer Wahl vor drei Jahren gekannt.

Zoderer kündigt Mitgliedschaft

Aus diesem Grund sei sie äußerst überrascht, dass ihr "über ganze vier Stunden schwerste Vorhaltungen an meiner Person und meiner Amtsführung" gemacht worden seien. Anscheinend sei niemand aus dem Parteivorstand seit ihrem Amtsantritt ehrlich oder mutig genug gewesen, Kritik, Mängel oder Verbesserungsvorschläge vorzubringen. „Wenn die Partei Verluste einfährt, gehören personelle Konsequenzen an die Führungsspitze durchaus dazu“, schrieb Zoderer. Dies solle jedoch im gegenseitigen Respekt erfolgen. "Aufgrund der völlig überzogenen und unmenschlichen Art und Weise wie ich von Ulli Mair, Pius Leitner (zwei ehemalige Obleute, Anm.) und anderen Vorstandsmitgliedern zum Rücktritt gedrängt wurde, kündige ich auch meine Mitgliedschaft", fand die scheidende Obfrau klare Worte.

Zoderer hatte Anfang des Jahres die Leitung der Freiheitlichen in Südtirol von Andreas Leiter Reber übernommen. Zuletzt galt auch das Verhältnis zur ursprünglichen Schwesterpartei FPÖ sowie zur Tiroler Landesgruppe als angespannt.

Partei nimmt Austritt „Zur Kenntnis“

„Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sabine Zoderer dem Vorschlag des Vorstandes gefolgt ist und ihr Amt als Parteivorsitzende niedergelegt hat. Wir übernehmen die laut Parteistatut vorgesehene Obmannschaft in Funktion einer Doppelspitze bis zu einem zeitlich noch nicht festgesetzten Parteitag“, reagierten die freiheitlichen Obmannstellvertreter Roland Stauder und Otto Mahlknecht in einer Aussendung. Der Rücktritt sei „auf Grundlage einer unbeschönigten Analyse des Wahlkampfes der Obfrau und des freiheitlichen Wahlergebnisses erfolgt“, meinten beide. Er verpflichte die „gesamte Partei und deren Mitglieder die Zeichen zu erkennen und sich mit vollem Einsatz der Basisarbeit und der Wiederaufbauarbeit der Freiheitlichen zu widmen“, mahnten die Obmannstellvertreter. Die Führungsgremien würden sich in den kommenden Tagen zu weiteren, beratenden Gesprächen treffen, „um die Weichen für die zukünftigen anstehenden Entscheidungen zu treffen.“ (APA)

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