Nach schweren Angriffen

Kairo: 7000 Ausländer wollen Gaza verlassen, Biden fordert „humanitäre Pause“

US-Präsident Joe Biden.
© APA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

Der US-Präsident hatte sich bisher geweigert, von einer Waffenruhe zu sprechen. Stattdessen forderte er "humanitäre Pausen", um Hilfslieferungen oder Evakuierungen zu ermöglichen.

Washington – Im umkämpften Gazastreifen warten nach Angaben Ägyptens rund 7000 ausländische Staatsangehörige aus 60 Ländern auf die Ausreise. Das teilte das Außenministerium in Kairo am Donnerstag mit. Das Ministerium lud Vertreter ausländischer Botschaften zu einem Treffen in Kairo ein, um über die benötigten Dokumente für die Ausreise sowie die Logistik zu informieren. Am Mittwoch waren 31 Österreicher aus dem Gazastreifen nach Ägypten evakuiert worden.

Ob es sich bei den 7000 genannten Personen nur um ausländische Staatsangehörige oder auch um Palästinenser mit zweitem Pass handelte, blieb zunächst unklar. Offen ist auch, ob sich darüber hinaus weitere Ausländer in Gaza aufhalten, die nicht ausreisen wollen. Über welchen Zeitraum die Ausländer ausreisen sollten und ob es für die Öffnung des Grenzübergangs Rafah bereits eine Vereinbarung gebe, teilte das Ministerium nicht mit.

Am Mittwoch hatten erstmals seit Beginn des Gaza-Kriegs Hunderte ausländische Staatsangehörige und Palästinenser mit Zweitpass das abgeriegelte Küstengebiet verlassen, darunter auch Österreicher. "In den letzten Wochen sind die diplomatischen Kanäle heißgelaufen, um bei Partnern in der Region auf eine Öffnung des Grenzübergangs Rafah hinzuwirken", erklärte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP). Sein Dank gelte "den ägyptischen und israelischen Partnern, dass sie die Ausreise ermöglicht haben", sowie seinen Mitarbeitern in Ramallah, Tel Aviv und Kairo. An Ort und Stelle sei noch eine Handvoll ausreisewilliger Österreicher und deren Angehörige. "Wir werden weiterhin nichts unversucht lassen, um auch ihnen eine rasche und vor allem sichere Ausreise zu ermöglichen", betonte das Außenministerium.

600 weitere Ausländer sollen folgen

Palästinensischen Angaben zufolge ist an diesem Donnerstag die Ausreise von rund 600 weiteren Ausländern und Palästinensern mit doppelter Staatsbürgerschaft nach Ägypten geplant. Auf einer Liste der palästinensischen Behörde am Grenzübergang Rafah standen unter anderem 400 US-Amerikaner sowie Menschen aus der Schweiz, Italien, Griechenland, den Niederlanden, Belgien, Ungarn, Kroatien, Mexiko, Südkorea und weiteren Ländern. Die Grenzbehörde rief diese Ausreisenden dazu auf, früh am Grenzübergang zu warten.

Israel greift infolge des verheerenden Hamas-Terrorangriffs vom 7. Oktober massiv Ziele im Gazastreifen an und hat den dicht besiedelten Küstenstreifen abgeriegelt. Die Vereinten Nationen sprechen von einer sich zuspitzenden humanitären Krise in Gaza.

Biden fordert Pause

US-Präsident Joe Biden sprach sich mit Blick auf den Krieg zwischen Israel und der Hamas für eine "Pause" aus, damit die "Gefangenen" den Gazastreifen verlassen können. "Ich denke, wir brauchen eine Pause. Eine Pause bedeutet, Zeit zu geben, damit die Gefangenen rauskommen", sagte Biden am Mittwoch, nachdem er bei einer Veranstaltung auf das Thema angesprochen worden war.

Später erklärte das Weiße Haus, dass Biden mit den "Gefangenen" die von der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas verschleppten Geiseln meinte. Das Weiße Haus hatte sich bisher geweigert, von einer Waffenruhe zu sprechen, da eine solche nur der Hamas in die Hände spielen würde. Stattdessen forderte es "humanitäre Pausen", um Hilfslieferungen oder Evakuierungen zu ermöglichen (APA/AFP/dpa/Reuters)

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