Außenpolitik andere Staaten

Israels Armee: Erhöhen Druck "tief in der Stadt Gaza"

Ein palästinensischer Kämpfer in einem Tunnel von Gaza (Archivbild)
© APA

Die israelischen Bodentruppen sind nach Militärangaben bereits "tief in der Stadt Gaza" im Einsatz. Man erhöhe dort den Druck, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Montagabend. Am Sonntag hatte der Sprecher gesagt, die Stadt Gaza sei vollständig eingekreist. Man habe den Gazastreifen in zwei Hälften geteilt. Unterdessen wurde der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten am Montag wieder für die Ausreise von Ausländern und Verletzte geöffnet.

In den vergangenen 24 Stunden seien mehrere Kommandeure der im Gazastreifen herrschenden Hamas getötet worden, sagte Hagari ferner. Zwei von ihnen seien Drahtzieher des Massakers in Israel am 7. Oktober gewesen. Es seien auch mehrere Eingänge unterirdischer Tunnel zerstört worden. Viele davon befänden sich in der Nähe von Schulen, Krankenhäusern und humanitären Einrichtungen. Panzer- und Bodentruppen hätten in der Nähe einer Moschee eine militärische Einrichtung mit Abschussrampen für 50 Raketen entdeckt.

Palästinensische Augenzeugen hatten am Montag von Schäden am Dach des Shifa-Krankenhauses im Zuge von israelischen Angriffen berichtet. Auf die Frage, ob Israel auch die Klinik angreifen werde, die nach Darstellung der Armee ebenfalls als Hamas-Kommandozentrum dient, sagte der Sprecher: "Wir werden tiefer in die Stadt Gaza eindringen und an jeden Ort gelangen, an dem es Terroristen gibt." Es gebe "keinen Ort, an dem Hamas-Terroristen vor Angriffen der Armee sicher sein werden". Man setze auch "neue Mittel" zur Zerstörung der unterirdischen Tunnel ein.

Laut einem ägyptischen Grenzbeamten kamen zunächst sechs Krankenwagen mit Verletzten aus dem Gazastreifen in Ägypten an. Wenig später beobachtete er die Ankunft einer ersten Gruppe von Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft. In der vergangen Woche hatten bereits dutzende verletzte Palästinenser und hunderte Ausländer den Gazastreifen über den Grenzübergang Rafah verlassen können. Am Samstag und Sonntag war dieser geschlossen worden, nachdem die israelische Armee einen Krankenwagen im Gazastreifen beschossen hatte.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu warf indes dem Iran und seinen Verbündeten vor, die Annäherung Israels an arabische Staaten in der Region gezielt torpedieren zu wollen. Einen Monat nach dem Beginn des Gaza-Kriegs sprach Netanyahu am Montag vor mehr als 100 ausländischen Diplomaten von einem "breiteren Krieg zwischen Zivilisation und Barbarei". Netanyahu sagte: "Die Barbarei wird von einer Achse des Terrors angeführt." An der Spitze stehe Teheran, sie schließe auch die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah, die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas sowie die Houthi-Rebellen im Jemen ein.

Jordanien zog indes eine "rote Linie" im Gaza-Krieg. Versuche, Palästinenser aus dem Gazastreifen oder dem Westjordanland zu vertreiben, oder Bedingungen, das vorzubereiten, werde das Königreich als "Kriegserklärung" betrachten, sagte der jordanische Ministerpräsident Bisher al-Khasawneh laut der staatlichen Nachrichtenagentur Petra am Montag.

UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete die Situation im Gazastreifen als "Krise der Menschheit". Er forderte erneut eine sofortige Freilassung der nach Gaza verschleppten Geiseln und einen humanitären Waffenstillstand. "Gaza wird zu einem Friedhof für Kinder", sagte Guterres am Montag vor Journalisten in New York. Zuvor hatten mehrere UNO-Organisationen angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der kritischen Versorgungslage im Gazastreifen eine sofortige Feuerpause gefordert.

Israel hat sich internationalen Aufrufen für eine Waffenpause bisher verweigert. Stattdessen gab es mehrere Feuerpausen, in denen sich die Bewohner des nördlichen Gazastreifens in den Süden bewegen sollten. Auch am Montag wurde ein solches Zeitfenster genannt. Wiederholten Evakuierungsaufrufen sind nach israelischen Militärangaben bereits 700.000 Bewohner des Gazastreifens gefolgt. Die Vereinten Nationen sprechen von 1,4 Millionen Binnenflüchtlingen in dem dicht besiedelten Gebiet.

Während es in der Früh neuerlich Raketenangriffe vom Gazastreifen aus auf Israel gab, kam es in Jerusalem zu einem Messeranschlag auf zwei Polizisten. Der 16-jährige Angreifer sei nach der Messerattacke am Herodestor erschossen worden, teilte die israelische Polizei mit. Eine 20-jährige Beamtin wurde in kritischem Zustand ins Spital gebracht, wo sie später starb. Ein etwa gleichaltriger Mann sei leicht verletzt worden. Die getötete Frau stammte Polizeiangaben zufolge aus den USA.

Hunderte Kämpfer der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten am 7. Oktober Israel überfallen und in mehreren Ortschaften und bei einem Musikfestival wahllos Gräueltaten vor allem an Zivilisten verübt, darunter viele Frauen und Kinder. Nach israelischen Angaben wurden 1.400 Menschen getötet, mehr als 240 weitere wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel erklärte der Hamas daraufhin den Krieg und nahm den Gazastreifen unter Dauerbeschuss. Dabei wurden nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, 10.022 Menschen getötet, unter ihnen 4.104 Kinder.

Verwandte Themen