Mit 20.000 Euro dotiert

Clemens J. Setz erhält den Österreichischen Buchpreis

„Kulturell, historisch und sprachlich ausgesprochen sensibel“: Clemens J. Setz wurde mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet.
© imago

Hoch hinaus mit hohlen Welten: In seinem Roman „Monde vor der Landung“ erzählt der 40-Jährige von einem Wirrkopf, den der eigene Glaube blind für echte Gefahren macht. Arad Dabiri wurde für „Drama“ mit dem Debütpreis ausgezeichnet.

Wien – Der Österreichische Buchpreis 2023 geht an Clemens J. Setz. Der 40-jährige gebürtige Grazer wurde gestern Abend im Burgtheater Kasino in Wien für seinen im Frühjahr dieses Jahres erschienenen Roman „Monde vor der Landung“ (Suhrkamp Verlag) ausgezeichnet. Der Österreichische Buchpreis ist mit 20.000 Euro dotiert. Neben Setz waren Milena Michiko Flašar („Oben Erde, unten Himmel“), Maja Haderlap („Nachtfrauen“), Wolf Haas („Eigentum“) und Teresa Präauer („Kochen im falschen Jahrhundert“) nominiert. Letztere steht auch im Finale um den Bayerischen Buchpreis, der heute Abend in München vergeben wird.

Setz zeichnet in „Monde vor der Landung“ auf gut 500 Seiten die Biografie des rheinländischen Hohlwelttheoretikers Peter Bender nach, den seine bisweilen skurrilen Überzeugungen blind für den lebensverachtenden Wahn machte, der in der NS-Zeit in Vernichtungslagern endete. „Die kulturell, historisch und sprachlich ausgesprochen sensible Erzählinstanz in ‚Monde vor der Landung‘ ergreift niemals Partei und legt kein Urteil nahe“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Auf diese Weise sei es Leserinnen und Leser möglich, „ihren eigenen Zugang in die komplexe Thematik entwickeln und das soziale Abtriften eines trotz allem einnehmenden Menschen ‚von Innen‘ erleben.“

TT-Rezension zu „Monde vor der Landung“:

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Roman von Clemens J. Setz

„Monde vor der Landung“: Hohle Welten, wütender Wahn

Setz‘ formal fordernder Roman, dem intensive Recherche vorausging, war bereits für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Er stand auch auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. 2021 wurde Clemens J. Setz für sein bisheriges Werk mit dem Georg-Büchner-Preis, der bedeutendsten literarischen Auszeichnung des deutschen Sprachraums, gewürdigt. Zu Setz‘ bekanntesten Werke zählen der Erzählband „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ (2011) sowie die Romane „Indigo“ (2012) und „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ (2015).

Arad Dabiri erhielt für sein Prosadebüt „Drama“ die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung für das beste Debüt des Literaturjahres.
© Lana Cerha

Eine Schmierenkomödie mit Szenekaisern

Der Preis für das beste Debüt des Literaturjahres ging an Arab Dabiri für seine im Septime-Verlag erschienene Wien-Odyssee „Drama“. Der Debütpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Neben dem 1997 in Wien geborenen Dabiri waren Thomas Oláh („Doppler“) und Eva Reisinger („Männer töten“) für die Auszeichnung vorgeschlagen. Die Jury, die sich heuer aus der Buchhändlerin Verena Brunner-Loss, dem Literaturwissenschaftler Norbert Christian Wolf und den KritikerInnen Katrin Schumacher (Mitteldeutscher Rundfunk), Joachim Leitner (Tiroler Tageszeitung) und Imogena Doderer (ORF) zusammengesetzte, würdigt „Drama“ als „Großstadtroman, in dem Wien zum Labyrinth – und zur zweiten Hauptdarstellerin der Erzählung“ werde. „Drama“, so die Jury weiter, sei „großes Gossentheater, eine Schmierenkomödie über Szenekaiser und Gernegroße, über deren Sprüche und die in diesen Sprüchen verborgenen Sehnsüchte, Ängste und Abgründe.“

A. L. Kennedy eröffnet am Mittwoch die Buch Wien

Die Österreichischen Buchpreise werden seit 2016 zum Start der Buch Wien vergeben. Die österreichische Buchmesse – inzwischen die nach Frankfurt und Leipzig drittgrößte des deutschsprachigen Raums – wird am Mittwoch mit einer Rede der britischen Autorin A. L. Kennedy eröffnet. Bis 12. November sind über 350 Bühnengespräche, Podiumsdiskussionen und Vorträge mit 439 Autoren und Autorinnen aus 25 Nationen angekündigt, darunter Auftritte und Lesungen von Jo Nesbø, Boualem Sansal, Milo Rau und Olga Martynova. Rund 300 Verlage präsentieren auf der Buch Wien ihre aktuellen Programm. (TT)

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