Bessere Heilungschancen

Gebärmutterkrebs frühzeitig erkennen: Neuer Test soll operative Eingriffe verhindern

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Bei diversen Krebserkankungen ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend für den Erfolg einer Therapie. Ein neues Testverfahren soll Gebärmutterkrebs einfacher erkennbar machen und Frauen somit vor operativen Eingriffe bewahren.

Innsbruck – Zukunftsweisende Erkenntnisse vom Europäischen Institut für translationale Onkologie, Prävention und Screening (EUTOPS) der Universität Innsbruck: In einem Paper stellen der Mediziner Martin Widschwendter und sein Team einen neuen Test zur Erkennung von Gebärmutterkrebs vor.

Dieser soll – was die Aussagekraft betrifft – bisher eingesetzte Verfahren deutlich übertreffen. Die Studie wurde vom Land Tirol, der britischen Frauenkrebsstiftung „The Eve Appeal“ und dem Europäischen Forschungsrat gefördert und wird am Dienstag im renommierten Wissenschafts-Journal The Lancet Oncology erscheinen.

Einfacher, schneller, kosteneffizienter

Standardmäßig werden bei Frauen ab 45 Jahren, die aufgrund abnormaler Blutungen in die Klinik eingeliefert werden, sogenannte bildgebende Verfahren – meist Ultraschalluntersuchungen – gemacht, um den Krebs zu diagnostizieren. Bei Bedarf wird ein diagnostisch-operativer Eingriff wie eine Gebärmutterspiegelung und -ausschabung durchgeführt.

Gebärmutterkrebs (ausgehend von der Schleimhaut des Gebärmutterkörpers) ist die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen, die Zahl der Fälle nimmt rapide zu. Bei frühzeitiger Diagnose ist Gebärmutterkrebs gut behandelbar und die Heilungschancen sind hoch. Doch schon geringe Verzögerungen bei der Diagnose verringern die Überlebensrate erheblich.

Mit dem Standardverfahren als auch mit dem neuen Test werden über 90 Prozent der Krebsfälle korrekt erkannt. Der Mehrwert des neuen Testverfahrens liegt allerdings darin, dass keine radikalen Operationen, Strahlen- oder Chemotherapien nötig sind. Gesunde Frauen müssen sich keiner chirurgischen Gebärmutterspiegelung unterziehen und werden so in einer ohnehin stressigen Situation entlastet. Die entsprechende Diagnose kann schneller gestellt und Kosten können eingespart werden. Auch die Heilungschancen steigen mit der frühzeitigen Erkennung.

Für den Test muss lediglich ein vaginaler Abstrich abgenommen werden – ähnlich wie bei der gewohnten Krebsvorsorge für Gebärmutterhalskrebs. Das Testergebnis liegt innerhalb weniger Tage vor, sodass der Arzt bzw. die Ärztin in den allermeisten Fällen bald schon Entwarnung geben kann. In den seltenen Fällen eines positiven Tests kann die Patientin rasch ins Krankenhaus zur operativen Diagnostik überwiesen und ohne unnötige Verzögerung mit der Behandlung begonnen werden.

Eines der wichtigsten Prinzipien der modernen Präzisionsprävention lässt sich mit dem Satz ‚Weniger ist mehr‘ zusammenfassen.
Martin Widschwendter (Leiter des EUTOPS in Hall und Professor für Krebsprävention und Screening an der Universität Innsbruck)

Widschwendter zufolge müssen Frauen aktuell komplexe diagnostische Verfahren durchlaufen, die durch den neuen Test reduziert werden: „Unser neuer Test verringert die Zahl der Frauen, die operative Testverfahren benötigen, erheblich und hilft, diejenigen zu finden, die eine schnelle feingewebliche Beurteilung und dann eine rasche und dementsprechend weniger belastende Therapie am dringendsten benötigen.“

Es gibt bereits erste Erfahrungsberichte von Patientinnen, bei denen das neue Testverfahren angewandt wurde. Patientin S.G. (für den Text anonymisiert) ist 54 Jahre alt und wurde im Mai 2023 von einer postmenopausalen Blutung überrascht. Die Ultraschalluntersuchung ergab eine verdickte Gebärmutterschleimhaut, ihr wurde zu einer Gebärmutterspiegelung geraten.

Für sie stellte sich dann die Frage: „Soll ich wirklich eine Vollnarkose und einen Eingriff im Krankenhaus auf mich nehmen?“ Dann hörte sie vom neuen Test, durch den ein solcher Eingriff verhindert werden kann. „Die Probenabnahme war schmerzfrei und unkompliziert“, berichtet S.G. Das Testergebnis kam schnell und war zum Glück negativ. (TT.com/jb)

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