„Enorme Fortschritte": Lungenkrebs kann immer gezielter behandelt werden
Mediziner berichten von „enormen Fortschritten" bei Immun- und zielgerichteten Therapien. Nichtrauchen dennoch angeraten.
Wien – Für einen Großteil der Lungenkrebs-Patienten gibt es neue zielgerichtete Therapien gegen die Tumorzellen, berichteten Mediziner Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Vor der Behandlung muss daher abgeklärt werden, welche Veränderungen in den Zellen das bösartige Wachstum verursachen. Anschließend könne es in vielen Fällen gezielt unterbunden werden. Am 28. November informieren Experten Betroffene bei einer Vortragsveranstaltung im Schloss Schönbrunn (Wien).
Jährlich erkranken in Österreich ungefähr 5000 Menschen an Lungenkrebs, erklärte Maximilian Hochmair von der pneumo-onkologischen Ambulanz der Klinik Floridsdorf (Wien). Bei Männern ist die Häufigkeit leicht rückläufig, bei Frauen steigt sie. Pro Jahr sterben 4000 Menschen an der Krankheit. „Die meisten Lungenkarzinome werden durch Rauchen verursacht", so Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) Wien. Man solle daher damit aufhören oder besser erst gar nicht anfangen, sowie Nichtraucher schützen.
Für fast zwei Drittel der Betroffenen finden die Pathologen bei der Untersuchungen des Tumorgewebes „Krebstreiber"-Mutationen, so Hochmair. Dann können Wirkstoffe gezielt die Krebszellen bekämpfen. „Patienten profitieren ganz klar von zielgerichteten Therapien", erklärte er. Laut mehreren auf medizinischen Kongressen und in Fachjournalen veröffentlichten Studien ist ihre „Gesamtüberlebensrate" höher. Solche Therapien würden „massiv" in frühen Stadien der Krankheit angewendet und verhindern oft, dass sie etwa nach einem operativen Eingriff wieder zurückkommt.
Besseres Nebenwirkungsmanagement bei Chemotherapien
Auch mittels Immuntherapie kann einer Lungenkrebserkrankung vermehrt in frühen Stadien Einhalt geboten werden, berichtete Barbara Kiesewetter von der Klinischen Abteilung für Onkologie der Medizinischen Universität Wien und des AKH Wien. Dabei wird das körpereigene Immunsystem gegen die Krebszellen aktiviert. „Auch die Chemotherapie hat weiterhin großen Stellenwert", sagte Kiesewetter. Im Vergleich zu früher sei sie heute durch besseres Nebenwirkungsmanagement verträglicher. Immuntherapien können oft in der Tagesklinik vorgenommen werden, das heißt die Patienten müssen dafür nicht mehr stationär aufgenommen werden. Zielgerichtete Therapien stehen oft in Tablettenform zur Verfügung, die zu Hause eingenommen werden können.
In der Chirurgie ermöglichen technische Entwicklungen wiederum oft minimalinvasive Eingriffe wie etwa über „Knopflochchirurgie", so Thomas Klikovits von der Abteilung für Thoraxchirurgie in der Klinik Floridsdorf. Nach einer erfolgreichen Chemo-Immuntherapie vor der Operation bleibe manchmal kaum mehr etwas vom Tumor zurück, das entfernt werden muss. Bei vielen Patienten sind anschließend keine lebenden Krebszellen mehr vorhanden. (APA)