Motiv noch unklar

Spanischer Politiker in Madrid auf offener Straße niedergeschossen

Der spanische Politiker und Mitbegründer der rechtspopulistischen Vox, Alejo Vidal-Quadras wurde laut Medien am Donnerstag auf offener Straße erschossen.
© APA, AFP

Alejo Vidal-Quadras Mitbegründer der rechtspopulistischen spanischen Vox Partei ist am Donnerstag in Madrid auf offener Straße niedergeschossen worden. Weitere Details sind derzeit noch nicht bekannt.

Madrid – Der spanische Politiker und Mitbegründer der rechtspopulistischen Partei Vox, Alejo Vidal-Quadras, ist am Donnerstag in Madrid auf offener Straße niedergeschossen worden. Der 78-Jährige wurde bei Bewusstsein ins Spital eingeliefert und schwebt laut Vox-Chef Santiago Abascal nicht in Lebensgefahr. Der frühere EU-Abgeordnete sei im Gesicht getroffen worden, teilte die Polizei mit. Sie fahndete nach zwei Männern, die auf einem schwarzen Yamaha-Motorrad unterwegs waren.

Laut Medienberichten wollte Vidal-Quadras gegen 13.30 Uhr im zentralen Stadtteil Salamanca gerade in sein Auto steigen, als ein Mann, der einen Motorradhelm trug, an ihn herantrat und zu schießen begann. Augenzeugen beschrieben ihn als „jung und leicht korpulent“. Das Motiv war zunächst unklar. Medien zufolge schloss die Polizei auch einen Raubüberfall nicht aus.

Kritik an Separatisten

Aber da Vidal-Quadras kurz zuvor auf der Plattform X (ehemals Twitter) die Einigung zwischen der sozialistischen PSOE und der katalanischen Separatistenpartei auf eine Amnestie scharf kritisiert hatte, wurde auch über einen politischen Hintergrund der Bluttat spekuliert. Abascal betonte, dass es „offensichtlich ein Attentat“ sei und „nichts ausgeschlossen“ werden könne.

Vidal-Quadras, der vor der Vox-Gründung 2013 lange Mitglied der konservativen Volkspartei PP und zeitweise deren Chef in Katalonien gewesen war, war auch PP-Abgeordneter im EU-Parlament (1999 bis 2014) und dort von 2004 bis 2007 Erster Vizepräsident.

Zuvor hatte sich die PSOE (Sozialisten) des geschäftsführenden Ministerpräsidenten Pedro Sánchez im Gegenzug für eine Amnestie für rund 1.400 verurteilte Separatisten die Unterstützung der katalanischen Junts-Partei des in Belgien im Exil lebenden Separatistenführers Carles Puigdemont gesichert. Sánchez kann nun auf die Junts-Stimmen bauen, wenn voraussichtlich kommende Woche im Unterhaus des Parlaments über eine weitere vierjährige Amtszeit des Sozialisten abgestimmt wird.

Nutznießer eines Straferlasses wäre auch der ehemalige Regierungschef in Katalonien, Carles Puigdemont. Um eine Regierungsmehrheit im Parlament zu erreichen, fehlt Sanchez noch der Rückhalt der baskischen Nationalistenpartei PNV. Die Gespräche seien aber sehr fortgeschritten, hieß es aus PSOE-Kreisen. Die Regierungsbildung mit den Regionalparteien ist in Spanien sehr umstritten.

Vidal-Quadras äußerte sich dazu wie andere konservative Politiker mit scharfer Kritik. Dieser Pakt "zerstört die Rechtsstaatlichkeit in Spanien und hebt die Gewaltenteilung auf", schrieb er. "Unsere Nation wird somit aufhören, eine liberale Demokratie zu sein, und zu einer totalitären Tyrannei werden. Wir Spanier werden das nicht zulassen", fügte der Politiker hinzu, der nach der Mitgründung von Vox dieser Partei später den Rücken kehrte.

Die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola, zeigte sich erschüttert von dem Angriff auf Vidal-Quadras. Der Schuss auf den früheren Vizepräsidenten des EU-Parlaments sei eine "schreckliche Nachricht". Sie wünsche ihm eine schnelle Genesung, schrieb Metsola auf der Plattform X.

Auch der geschäftsführende Regierungschef Pedro Sánchez und Oppositionsführer, PP-Chef Alberto Núñez Feijóo, verurteilten die Tat und wünschten dem Opfer eine baldige und vollständige Genesung. Sánchez betonte, er vertraue darauf, dass die Ermittlungen der Polizei den Hintergrund der Tat klären und die Verantwortlichen gefasst würden. (APA, dpa)

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