Israel: Guterres verdient Amt an der UNO-Spitze nicht
UN-Generalsekretär António Guterres ist von israelischer Seite wegen seiner Meinung zum Gazakrieg abermals scharf angegriffen worden. Außenminister Eli Cohen sprach ihm die Berechtigung für sein Amt ab. "Guterres verdient es nicht, an der Spitze der Vereinten Nationen zu stehen", sagte Cohen am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Genf. "Guterres sollte wie alle freien Nationen klar und laut sagen: 'Befreit Gaza von der Hamas'", forderte Cohen.
Der 74-Jährige stelle sich nicht entschieden genug gegen den Terror der radikalislamischen Hamas, schlussfolgerte der israelische Außenminister. "Er hat noch keinerlei Friedensprozess in der Nahostregion gefördert."
Guterres hatte sich am Dienstag seinerseits "zutiefst beunruhigt" über die Lage in den Krankenhäusern im Gazastreifen gezeigt. Diese verzeichneten dramatische Verluste an Menschenleben, ließ Guterres in New York mitteilen. "Im Namen der Menschlichkeit fordert der Generalsekretär eine sofortige humanitäre Waffenruhe", wurde seitens seines Büros verlautbart.
Bereits vor drei Wochen hatten Äußerungen des UN-Generalsekretärs zum Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas zu wütenden Reaktionen Cohens und des israelischen Botschaft bei der UNO, Gilad Erdan geführt. Guterres hatte damals den Hamas-Angriff vom 7. Oktober auf Israel scharf verurteilt, gleichzeitig aber darauf hingewiesen, dass dieser "nicht im luftleeren Raum" stattgefunden habe - Palästinenser litten seit 56 Jahren unter "erstickender Besatzung".
Der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan sprach daraufhin von einer "reinen Blutverleumdung" durch Guterres und forderte seinen Rücktritt. Cohen, damals anwesend in New York, sagte ein geplantes Treffen mit dem Generalsekretär ab. Dieser äußerte sich "schockiert" über die "verzerrte Darstellung" seiner Äußerungen. Er habe damit keineswegs "die Terroranschläge der Hamas" gerechtfertigt.
Am Wochenende hatte Guterres in einem Interview mit dem US-Sender CNN bekräftigt, dass die barbarischen Angriffe der islamistischen Hamas keine Kollektivstrafe seitens Israel rechtfertigten. "Man kann die schrecklichen Dinge, die die Hamas getan hat, nicht als Grund für eine kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes nutzen", sagte Guterres in dem am Sonntag ausgestrahlten Gespräch.
Guterres' Sprecher Stéphane Dujarric reagierte am Dienstag gelassen auf die neuerliche Attacke Cohens. Auf Anfrage erklärte er, der UN-Generalsekretär setze "seine Arbeit mit Nerven aus Stahl, Ruhe, Entschlossenheit" und auf der Grundlage der UN-Charta, des humanitären Völkerrechts und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte fort.
In der Nähe von Krankenhäusern im Gazastreifen gibt es heftige Gefechte zwischen israelischen Soldaten und palästinensischen Extremisten. Außerdem haben nach palästinensischer Darstellung Angriffe auf die Infrastruktur von Kliniken und ein Mangel an Treibstoff das Leben einer Reihe von Patienten gefordert, darunter von Neugeborenen. Israel bestreitet, Gesundheitseinrichtungen angegriffen zu haben.