Elektrische Mittelklasse

Klassen-Aufsteiger ID.7: Elektrische Fließheck-Limousine von VW

Über drei Meter Radstand und tadelloser Premium-Komfort: Der ID.7 ist eine ausgewachsene Fließheck-Limousine und der bisher größe Elektro-VW.
© Volkswagen

Nach dem Kompakt- und SUV-Segment besetzt VW mit der Fließhecklimousine ID.7 nun erstmals auch die elektrische Mittelklasse.

Marseille – Die Bezeichnung „Elektro-Passat“ hört man bei VW nicht gerne, auch wenn es die Einordnung des ID.7 im gleichen – nämlich dem Segment der oberen Mittelklasse – irgendwie anbietet. Allerdings ist der Klassiker mit dem aktuellen Modellwechsel ausschließlich ins Kombi-Fach gewechselt, während der brandneue elektrische Markenbruder derzeit ausschließlich als Fließheck-Limousine erhältlich ist. Im kommenden Jahr rückt aber auch hier ein Rucksack-Modell nach, das allerdings aus unerfindlichen Gründen nicht mehr „Variant“, sondern „Tourer“ heißen wird.

Im Design fügt sich der ID.7 nahtlos in den Familien-Look der Elektro-VW ein, also etwas knubbelige Sterilität samt durch die Batterie-Plattform bedingtes Bauhöhen-Plus. Oberklasse-Gefühl kommt am elegant gestalteten Heck auf, ebenso im Innenraum mit seinem modernen, reduzierten und um die Digitalisierung herum aufgebauten Ambiente. Die hochwertigen Materialien, die angenehme Oberflächenhaptik und das ergonomisch tadellose Layout erfüllen den von VW erhobenen Premium-Anspruch. Der zentrale 15-Zoll-Touchscreen bietet eine neue Menüstruktur, die intuitiver und verständlicher aufgebaut ist als die bisherige. Jedoch fehlt eine Zurück-Taste, weswegen aus jedem Untermenü nur zum Startschirm, nicht zum vorigen Schritt gewechselt werden kann.

Statt der oft kritisierten Slider-Lösung arbeitet die Klimasteuerung jetzt vollautomatisiert – Luftströme, Temperatur und Sitzheizung/-kühlung werden selbsttätig geregelt. Das Ergebnis ist jedoch weniger zufriedenstellend, als es mit einer simplen manuellen Einstellung üblich wäre. Die Möglichkeit zum Eingriff besteht zwar, wird aber durch teilautomatisierte Vordefinitionen kompliziert. Im Gegensatz zu anderen aktuell erneuerten VW-Modellen wurden beim ID.7 die bei den Kunden wenig beliebten kapazitiven Lenkradtasten beibehalten.

Serienmäßig ist der bisher größte Stromer der Marke mit einem Headup-Display ausgestattet, das animierte Navigationsanweisungen zuverlässig einblendet. Für die gesetzlich vorgeschriebenen und immer lästigeren Assistenzsyteme hat VW eine Direkteinstiegs-Funktion in deren Auswahl-Menü geschaffen – sie lassen sich unkompliziert ausschalten.

In Sachen Fahrkomfort und Handlingtalenten muss der ID.7 den Vergleich mit Elektro-Limousinen aus München oder Stuttgart nicht scheuen – VW hat eine ausgewogene Balance zwischen Agilität und Komfort gefunden und schafft den Spagat zwischen Langstreckentauglichkeit und dynamischem Fahrverhalten. Mit 286 PS und wohligen 545 Newtonmetern Drehmoment erledigt der ID.7 den 100er-Sprint in 6,5 Sekunden, bei 180 km/h wird elektronisch abgeriegelt.

Etwas mehr Ladestopps, als der Katalog verspricht, muss der ID.7-Fahrer aber eventuell in Kauf nehmen: Auch im Komfort-Modus samt Eco-Klimatisierung lag das Verhältnis von tatsächlich zurückgelegter Distanz und angezeigtem Reichweitenschwund bei knapp 1:1,5. Als Verbrauch wurden rund 21 kWh vermeldet, womit die realistische Alltags-Reichweite bei rund 400 statt 615 Kilometern liegen dürfte. Der 77-kWh-Akku lässt sich dafür als erster der ID-Familie am Gleichstrom-Schnelllader mit bis zu 175 kW befüllen, womit in weniger als 30 Minuten wieder 80 Prozent Ladestand erreicht werden.

Die einzig angebotene Ausstattung Pro für 59.990 Euro ist reichlich komplett, die für Verbrauchseffizienz und damit Reichweite essenzielle Wämepumpe kostet allerdings 991 Euro extra.

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