Unklar Angaben über Evakuierung

Schifa-Klinik in Gaza nahezu geräumt

Demo in Tel Aviv für einen Waffenstillstand. „War has no winners“, „Krieg kennt keine Gewinner“, steht auf dem Plakat rechts.
© AFP/Gharabli

Das von israelischen Soldaten eingenommene Schifa-Krankenhaus in Gaza ist nach palästinensischen Angaben am Samstag weitgehend evakuiert worden. EU-Kommissionspräsidentin Von der Leyen ist unterdessen auf der Reise nach Jordanien.

Gaza, Tel Aviv –Das von israelischen Soldaten eingenommene Schifa-Krankenhaus in Gaza ist nach palästinensischen Angaben am Samstag weitgehend evakuiert worden. In der größten Klinik des Gazastreifens befänden sich nur noch 32 Frühgeborene und 126 Verletzte, die sich nicht selbst in Sicherheit bringen könnten, sagte die palästinensische Gesundheitsministerin Mai al-Kaila. Die „zurückgelassenen“ Patienten müssten nun in andere Kliniken verlegt werden, entweder nach Ägypten oder ins Westjordanland, forderte die Ministerin.

Die genauen Umstände der weitgehenden Evakuierung blieben unklar: Nach palästinensischen Angaben wurden Patienten, Schutzsuchende und Mitarbeiter gezwungen, die Klinik innerhalb einer Stunde zu verlassen. Israels Armee hingegen erklärte, zu keinem Zeitpunkt die Evakuierung von Patienten oder medizinischem Personal angeordnet zu haben. Die Ausweitung der Evakuierung geschehe auf Wunsch des Klinik-Direktors, erklärte das Militär.

Israelische Soldaten waren seit Tagen in und um die Klinik im Einsatz. Israel wirft der islamistischen Hamas vor, das Krankenhaus für terroristische Zwecke zu missbrauchen und unter den Gebäuden eine Kommandozentrale zu betreiben. Die Terrororganisation bestreitet das.

Über 100 Menschen sitzen fest

Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen und deren Angehörige sind nach Angaben der Hilfsorganisation in der Nähe des Schifa-Krankenhauses eingeschlossen. Insgesamt gehe es um 137 Menschen, darunter 65 Kinder, denen es wegen der anhaltenden heftigen Kämpfe nicht möglich sei, das Gebiet sicher zu verlassen, erklärte die Organisation gestern. Bisherige Versuche, die Mitarbeiter und deren Familien zu evakuieren, seien gescheitert. Es brauche dringend einen Waffenstillstand, um Tausende festsitzende Zivilisten sicher evakuieren zu können.

Beim Einschlag eines Geschosses in einer UN-Schule im nördlichen Gazastreifen soll es am Samstag zahlreiche Tote gegeben haben. Ein Sprecher des Hamas-Gesundheitsministeriums berichtete von vielen Toten und Verletzten in der Schule im Flüchtlingsviertel Dschabalia. Bilder aus Dschabalia zeigten mehrere Tote in Leichentüchern. Die israelische Nachrichtenseite ynet schrieb, es sei unklar, ob es sich bei dem Vorfall um einen israelischen Angriff oder eine fehlgeleitete Rakete palästinensischer Terroristen handelte.

Von der Leyen reist nach Jordanien

Der jordanische Außenminister Aiman Safadi hält Israels Ziel einer Auslöschung der islamistischen Hamas im Gazastreifen für unrealistisch. „Ich verstehe einfach nicht, wie dieses Ziel verwirklicht werden kann“, sagte Safadi gestern beim jährlichen Manama-Dialog in Bahrain. „Hamas ist eine Idee“, so der Außenminister. Eine Idee könne nicht durch Bomben ausgemerzt werden. Die Palästinenser müssten stattdessen davon überzeugt werden, dass es für sie eine Zukunft gebe und dass „Hamas zwischen ihnen und dieser Zukunft“ stehe, sagte Safadi. Das sei bisher nicht passiert. Aktuell habe das palästinensische Volk nichts mehr zu verlieren. In Jordanien leben sehr viele Menschen palästinensischer Abstammung.

In der jordanischen Hauptstadt Amman wurde EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erwartet. Sie sollte dort mit König Abdulla II. zusammentreffen. Von der Leyen hatte ihn kürzlich in Brüssel empfangen und ihm gut 900 Millionen Euro für Reformen in Jordanien in Aussicht gestellt. Zuvor traf Von der Leyen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo Präsident Abdel Fattah al-Sisi und sprach sich gegen eine „Vertreibung von Palästinensern“ aus. Fattah al-Sisi dankte sie „für seine Schlüsselrolle bei der Bereitstellung und Erleichterung von humanitärer Hilfe“ für bedürftige Palästinenser, so von der Leyen auf X (Twitter). (TT, APA, dpa, AFP)