Appelle am kirchlichen Welttag der Armen: „Armut ist ein Skandal“
Papst Franziskus erinnert an Armut. Caritas-Präsident Landau appelliert an Politik, ihre Zusagen zu halten.
Wien – Anlässlich des kirchlichen „Welttags der Armen“, der am Sonntag zum siebten Mal begangen wurde, appellierten Geistliche weltweit, mehr gegen Armut zu tun. „Armut ist ein Skandal und der Herr wird uns dafür zur Rechenschaft ziehen“, sagte etwa Papst Franziskus. Der Pontifex rief die Gläubigen auf, „an die vielen materiellen, kulturellen und geistigen Nöte unserer Welt zu denken, an die verwundeten Existenzen, die unsere Städte bevölkern“.
Der Papst forderte die Gläubigen zudem dazu auf, an die Armen zu denken, „die unsichtbar geworden sind, deren Schmerzensschrei durch die allgemeine Gleichgültigkeit einer geschäftigen und zerstreuten Gesellschaft erstickt wird“. Und: „Denken wir an die Unterdrückten, die Erschöpften, die an den Rand Gedrängten, an die Opfer von Kriegen und an diejenigen, die ihre Heimat verlassen müssen; an diejenigen, die ohne Brot, ohne Arbeit und ohne Hoffnung sind“, sagte Franziskus.
Caritas-Präsident Michael Landau formulierte zwei Wünsche an die Bundesregierung. So regte Landau die Umsetzung des im Regierungsprogramm vorgesehenen „Unterausschusses Armutsbekämpfung“ im Parlament an. „Wann, wenn nicht jetzt, wäre dafür der richtige Zeitpunkt?“, fragte Landau bei einem Gottesdienst im Wiener Stephansdom. Zudem erinnerte er daran, dass die Regierung die Erarbeitung eines umfassenden Grundrechtskatalogs angekündigt hatte. „Wäre es nicht hoch an der Zeit, die Verfassung auch um die sozialen Menschenrechte zu vervollständigen?“
Vorgesehen war am Sonntag zudem, dass Kardinal Christoph Schönborn Armutsbetroffene zu einem Festmahl und ins Kino einlädt. Aus gesundheitlichen Gründen wurde Schönborn von Weihbischof Franz Scharl vertreten.
Armut in Österreich
1,55 Millionen Menschen in Österreich, darunter 353.000 Kinder und Jugendliche, sind laut Statistik Austria armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet gilt ein Haushalt, wenn er erheblich materiell und sozial benachteiligt, also von absoluter Armut betroffen ist, oder weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung hat oder in nur geringem Ausmaß ins Erwerbsleben eingebunden ist. (sas, APA)