AMS und Tirol auf Kontaktsuche: Bei Jobs soll‘s wie mit Tinder funken
Finden freie Stellen und Jobsuchende künftig „Tinder-leicht“ zusammen? Sowohl das AMS als auch Tirol begeben sich so auf Kontaktsuche.
Innsbruck, Wien – Das Arbeitsmarktservice (AMS) will seine Jobvermittlung effizienter gestalten und setzt dafür künftig auf das so genannte Kompetenz-Matching. Berufsbezeichnungen rücken dabei in den Hintergrund, stattdessen sollen verstärkt die Fähigkeiten von Arbeitssuchenden in den Fokus geraten, kündigt AMS-Chef Johannes Kopf an. Es gebe eine ständig steigende Komplexität am Arbeitsmarkt, die ständige neue Berufsbilder hervorbringt und zunehmende Spezialisierung erfordert. „Es lassen sich unsere Berufe nicht mehr in diese ‚Kasterln‘ fügen, die wir von früher kennen.“ Das AMS erhofft sich dadurch eine treffsicherere, schnellere Vermittlung.
Konkret werden die individuellen Fähigkeiten von Personen mit einem neuen System digital erfasst und gezielt mit den Vorstellungen und Bedürfnissen von Unternehmen abgeglichen. Mehr als 25.000 einzelne Kompetenzen kennt das AMS mittlerweile – von EDV-Kenntnissen über technische Fähigkeiten bis hin zu sozialem Know-how.
Auf dieser Grundlage werde das System einen Übereinstimmungsgrad zwischen den Fähigkeiten einzelner Personen und den Anforderungen von Betrieben errechnen, was eine deutlich zielgenauere Vermittlung als bisher ermögliche. „Es finden sich damit Matches, die wir bisher gar nicht gefunden haben“, sagte Kopf, der von der „größten Innovation im AMS seit 25 Jahren“ spricht.
Großflächig implementiert soll das Kompetenz-Matching zu Beginn des kommenden Jahres werden. Mit dem umstrittenen AMS-Algorithmus, dessen Zulässigkeit wegen Datenschutz-Bedenken nach wie vor gerichtlich geprüft wird, hat das neue System im Übrigen nichts zu tun. Beim Matching stelle sich die Frage nach dem Datenschutz nicht, da es nur intern von AMS-Beschäftigten verwendet würde, betont Kopf.
Ebenfalls verstärkt auf die „Tinder-Logik“ bei der Lösung des Arbeitskräftemangels setzen will man künftig auch in Tirol. Künftig soll nach dem Willen des Landes ja über die Lebensraum Tirol Gruppe (mit ihren Töchtern Tirol Werbung und Standortagentur) nicht nur um Gäste und Unternehmen geworben werden, sondern gerade im Ausland auch um MitarbeiterInnen. Die Vorarbeiten seien weit gediehen, ab Jänner wolle man in Sachen Job-App bei den Tourismusunternehmen (nur knapp die Hälfte der Beschäftigten sind Inländer) und dann ab Februar in vorerst zwei Märkten mit der Bewerbung starten, sagt Tirol-Werbung-Chefin Karin Seiler zur TT. Das sei auch eine Budgetfrage. Die Start-Länder stünden noch nicht fest, man habe aber Ost- und Südeuropa im Visier. In der Folge will Tirol auch für andere Branchen Job-Werbung in eigener Sache machen. (va, APA)