Wegen Erkrankung: Papst Franziskus hält Gebet von Wohnsitz aus ab
Papst Franziskus ist offensichtlich schwerer erkrankt als bisher angenommen. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz zeigte sich das 86-jährige Kirchenoberhaupts anders als sonst nur per Video-Schaltung und im Sitzen aus der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Santa Marta.
Vatikanstadt – Papst Franziskus hat wegen einer Atemwegserkrankung das traditionelle Angelus-Gebet am Sonntag in der Kapelle seines Wohnsitzes im Vatikan abgehalten. „Heute kann ich nicht am Fenster stehen, weil ich dieses Problem der Entzündung an der Lunge habe“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche mit heiserer Stimme. Er zeigte sich für das Gebet nicht wie üblich am Fenster des Apostolischen Palastes, sondern in einer Live-Übertragung aus seinem Wohnsitz. Außerdem ließ er das Gebet von einem Priester vorlesen.
Der 86-jährige Argentinier wirkte erschöpft und hustete während des Gebets gelegentlich. Er saß neben dem Priester in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Santa Marta, in dem Franziskus auch wohnt. An seiner rechten Hand trug er ein Pflaster und etwas, das wie eine Kanüle aussah. Den Segen am Ende des Gebets spendete er allerdings selbst. Auch seine Reise am nächsten Wochenende nach Dubai für die Klimakonferenz (COP28) bestätigte er laut vorgelesenem Text.
Heiliger Stuhl spricht von „leichter Grippe“
Am Samstag teilte der Heilige Stuhl überraschend mit, dass der Pontifex wegen einer Erkrankung alle Termine absagen lassen musste. Begründet wurde dies mit einer „leichten Grippe“. Später wurde mitgeteilt, dass Franziskus sich in einer Klinik in Rom einer Computertomographie (CT) unterzogen habe, um Komplikationen auszuschließen. Der Papst konnte in den Vatikan zurückkehren.
Seit einiger Zeit macht Franziskus die Gesundheit deutlich zu schaffen. Er wurde dieses Jahr bereits zwei Mal in einer Klinik behandelt. Zunächst wegen einer Lungenentzündung; später musste er unter Vollnarkose am offenen Bauch operiert werden. Auf Rückfragen zu seinem Gesundheitszustand betonte er zuletzt oft: «Ich lebe noch!»
Beim Angelus-Gebet dankte der Papst für die Waffenruhe im Nahen Osten und die Freilassung einiger Geiseln. Im Gebet wurde auch an die Hungerkatastrophe ("Holodomor") in der Ukraine vor 90 Jahren erinnert. Der „Holodomor“ sei ein schreckliches Kapitel in der Geschichte der Ukraine gewesen. „Diese tiefe Wunde heilt nicht, sondern wird durch die Grausamkeiten des Krieges, unter dem dieses liebe Volk weiterhin leidet, noch schmerzhafter“, so der Papst, der erneut zu Gebeten für Frieden in der Ukraine aufrief. „Für alle Völker, die von Konflikten zerrissen sind, lasst uns weiterhin unermüdlich beten, denn das Gebet ist die Kraft des Friedens, die die Spirale des Hasses durchbricht, den Kreislauf der Rache unterbricht und unerwartete Wege der Versöhnung eröffnet“, hieß es im Gebet.
Das Oberhaupt der katholischen Kirche feiert am 17. Dezember seinen 87. Geburtstag. Wegen eines Knieleidens sitzt der Papst häufig im Rollstuhl. Im Juni musste er sich einer Operation am Bauch unterziehen. Der Argentinier ist seit März 2013 Papst. (dpa, kathpress)