Wohin geht die Sammlung Jablonka? „Tirol hat Kunst nicht in der DNA“
Wenn es nach dem Ex-Galeristen geht, kommt die Sammlung nicht ins Ferdinandeum. Für Landesmuseen-Chef Rudigier muss eine Sammlung ins Konzept passen.
Seefeld, Wien – Seefeld ist für vieles bekannt, allerdings nicht dafür, Kunsthotspot zu sein. Dass man dort, in der früheren Feuerwehrhalle, zuweilen in eine Warhol-Ausstellung stolpert, dafür sorgt seit 2021 der deutsch-polnische Ex-Galerist und Wahl-Tiroler Rafael Jablonka. Regelmäßig stellt er im KiS („Kunst in Seefeld“), wie er es nennt, „Kunst auf Weltniveau“ aus. Zugegeben, die Ausgestellten haben klingende Namen: Neben Warhol gehört auch David LaChapelle, den KiS bis vor Kurzem zeigte, zu den ganz Großen – vor allem in Sachen Provokation. Die Chancen, dass demnächst zudem Sherrie Levine oder Mike Kelley in Seefeld zu sehen sein werden, haben sich zuletzt erhöht. 400 zentrale Werke der Jablonka-Sammlung sind von Wien nach Seefeld zurückgekehrt, meldete der ORF am Montag. Jablonka hat seine 2019 übersiedelten Dauerleihgaben aus der prestigeträchtigen Albertina abgezogen. Der Vertrag wurde einvernehmlich aufgelöst, hieß es aus Wien.
Vor diesem Beziehungsende hat Jablonka bereits bei der Übergabe gewarnt. „Wenn die Arbeiten nicht gezeigt werden, werde ich sie wieder abziehen“, sagte der 71-Jährige damals der TT. Schluss gemacht hat er nun noch vor Vertragsende 2026. Dabei hatte alles so schön begonnen: Noch-Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder rollte ihm schon 2020 mit „My Generation. Die Sammlung Jablonka“ den roten Teppich aus. Jablonka selbst, der in Köln einst vom Kurator zum Galeristen wechselte, kuratierte mit. 2021 und 2022 ließ er die Kunst sprechen in den Ausstellungen zu Japans Fotografie-Ikone Nobuyoshi Araki und zum „Transavanguardia“-Star Francesco Clemente.
Dann wurde es ruhig um die Sammlung. Und auch für 2024 waren keine weiteren Projekte in Aussicht – das hatte sich der Sammler anders vorgestellt. „Der Albertina fehlt der Platz für eine dauerhafte Präsentation“, sagt Jablonka heute. Deshalb die Rücknahme. Dass Schröder 2025 die Albertinaspitze räumt, spiele keine Rolle. Enttäuscht ist Jablonka zwar, froh, die Arbeiten daheim zu haben, aber auch. Und eine Beziehung zur Albertina bleibt ihm ja, Albertina-Modern-Ermöglicher Hans Peter Haselsteiner ist immerhin Teil des illustren Kreises der GründerInnen des KiS-Vereins.
Bleibt die Sammlung Jablonka nun also in Tirol? Wenn es nach dem Sammler geht, ist Seefeld eine Zwischenstation. „Tirol hat Kunst nicht in der DNA“, sagt Jablonka. Er sehe vor allem kein Interesse an internationaler Gegenwartskunst. Interessenten für seine Kollektion gibt es laut dem Sammler derzeit aber auch im Ausland keine. Und auf Herbergssuche geht Jablonka nicht. Er ist der Mann mit den Ideen: Für sein „Ferienhaus T.“ – eine von Thomas Schütte entworfene, potenziell bewohnbare Skulptur in Mösern – war schon vor Jahren ein Residency-Konzept im Gespräch. An der Umsetzung aber hakt’s.
Dafür kooperierte KiS bei LaChapelle heuer erstmals mit den Tiroler Landesmuseen (TLM). Ist Andreas Rudigier, seit Kurzem im Amt als Direktor, an der Sammlung Jablonka interessiert – für das geplante neue Ferdinandeum als Haus der Kunst vielleicht? Als Kunsthistoriker mit Barockschwerpunkt kenne er die Sammlung (noch) nicht, gibt er zu. Aber er weiß: „Dauerleihgaben machen vor allem Arbeit.“ Für ihn müsse eine Sammlung eben ins Konzept passen.
Die Entscheidung, ob die Sammlung Jablonka ins Ferdinandeum passen würde, nimmt der Sammler Rudigier derweil ab: Er würde seine Sammlung den TLM nicht überlassen, sagt er. Wer Einblicke will, bekommt sie also in Seefeld. Im KiS (ab 15. Dezember mit Pia Fries) oder in einem neuen „Schaulager“, das für angemeldete Interessierte demnächst öffnen soll.