Bahnstreik in Deutschland angelaufen: ÖBB-Verkehr über deutsches Eck läuft
Seit Donnerstagabend streikt die Deutsche Bahn. Einhergehend kommt es zu starken Einschränkungen im Bahnverkehr. Fernzüge nach Frankfurt oder München fahren nur bis Salzburg bzw. Passau. Westbahn-Züge verkehren bis München.
Berlin – Reisende und Pendler nach und in Deutschland müssen sich am Freitag mit dem mittlerweile vierten Bahn-Warnstreik abfinden. Seit dem späten Donnerstagabend läuft in ganz Deutschland ein Warnstreik Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn und anderen Eisenbahnunternehmen. Mit Betriebsbeginn am Freitag in der Früh sind seine Auswirkungen besonders spürbar. „Im gesamten Fern- und Regionalverkehr kommt es zu massiven Beeinträchtigungen durch den GDL-Streik“, teilte das Unternehmen in der Früh mit. „Der Notfahrplan für den DB-Personenverkehr ist angelaufen.“
Im Fernverkehr sei wie angekündigt rund jeder fünfte Zug unterwegs, sagte eine Bahnsprecherin. Im Regionalverkehr seien Auswirkungen je nach Region sehr unterschiedlich. „Viele Fahrgäste haben ihre Reise vorgezogen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschieben können“, hieß es. Die Bahnhöfe seien in der Früh weitgehend leer. „Dieser Streik wurde äußerst kurzfristig angekündigt, und trotzdem konnten wir rechtzeitig unseren Notfahrplan aufstellen.“
📽️ Video | Bahnstreik in Deutschland hat begonnen
Zugbindung bei ÖBB wird aufgehoben
In Bayern, wo das Unternehmen weiter mit den Auswirkungen des Schneechaos zu tun hat, dürfte kaum ein Zug unterwegs sein. Die große Ausnahme sind die ÖBB-Korridorzüge, die über das sogenannte "Deutsche Eck" zwischen Salzburg und Kufstein über deutsches Territorium verkehren. Wie ein ÖBB-Sprecher im Vorfeld des Streiks mitgeteilt hatte, seien diese Züge nicht von dem Streik betroffen. Fernzüge nach München oder Frankfurt fahren hingegen nur bis Salzburg bzw. Passau. Dass der Verkehr übers deutsche Eck wie auch der Nahverkehr im Grenzgebiet bei Salzburg und Tirol aufrechterhalten bleibt, liegt diesmal nämlich daran, dass nicht die Infrastruktur der Deutschen Bahn bestreikt wird, sondern alleine die Lokführer einen Ausstand durchführen, erläuterte der ÖBB-Sprecher. Beim Fernverkehr werden die Austro-Lokführer allerdings in Salzburg bzw. Passau von deutschen Kollegen abgelöst – normalerweise, nicht aber bei Streik.
Die ÖBB ersucht dennoch seine Fahrgäste nicht dringende Reisen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Die Zugbindung bei internationalen ÖBB Sparschiene- und Standard-Tickets, die bis zum 6. Dezember gekauft wurden und deren Fahrt von oder nach Deutschland geht wird während des Streiks aufgehoben. Laut ÖBB sind die Tickets bis inklusive 15. Dezember 2023 gültig. Diese Regelung gilt für den Streikzeitraum. Kunden, die ein Nightjet Ticket gekauft haben, können das Ticket auch im Tagverkehr nutzen. Hier gelten die gleichen Konditionen wie bei Sparschiene- und Standard-Tickets.
Züge der mehrheitlich privaten Westbahn, die im Streikzeitraum nach München fahren, sind laut Unternehmensangaben nicht vom Ausstand der deutscher Lokführer betroffen. Jeder Zug habe rund 500 Sitzplätze, die bis drei Stunden vor Abfahrt kostenlos reservierbar seien, sagte ein Westbahn-Sprecher.
Auch Güterverkehr betroffen
Es ist in der laufenden Tarifrunde bei der Deutschen Bahn der zweite Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL. Bis Freitagabend um 22 Uhr soll er andauern. Im Güterverkehr war er am Donnerstag etwas früher gestartet. Hier befürchtet die Bahn einen Rückstau von rund 300 Güterzügen.
Vom Warnstreik betroffen ist nicht nur die Deutsche Bahn, auch der Wettbewerber Transdev wird von der GDL bestreikt. Beide Tarifverhandlungen hat die Gewerkschaft inzwischen für gescheitert erklärt. Knackpunkt ist in beiden Fällen vor allem die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Die Arbeitgeber lehnen das bisher ab. (APA, dpa, TT.com)