Zwischen Sponsoring und Spenden: SOS-Kinderdorf ist auf finanzielle Zuwendungen angewiesen
Imst – Gleich zu Beginn des Interviews eröffnet SOS-Kinderdorf-Geschäftsführerin Nora Deinhammer mit einer Frage, die sie gleich selbst beantwortet: „Was ist eine Kooperation? Eine Beziehung.“ Und eine Beziehung zwischen zwei Partnern müsse von Vertrauen und Respekt getragen sein, um zu überdauern. Genauso verhalte es sich auch mit dem Sponsoring. Jüngst konnte die Zusammenarbeit zwischen SOS-Kinderdorf und der örtlichen Sparkasse Imst verlängert werden. „Wir schätzen uns glücklich, seit über 65 Jahren diese Verbindung aufrechterhalten zu dürfen“, bestätigt Sparkassen-Direktor Mario Kometer. Längst ist es nicht mehr so, dass sich ein „Spender“ in der heroischen Geberposition sieht und sich der „Geldempfänger“ dankend verneigt. „Früher hatten wir so genannte Hauspatenschaften“, klärt der Leiter des weltweit ersten SOS-Kinderdorfs in Imst, Christian Rudisch, auf.
„Hatte ein Haus einen Paten, bekamen die Kinder Geschenke. Für diejenigen ohne Hauspaten war das ungerecht. Heute werden die Spenden gerecht verteilt“, so Rudisch. Er merkt an: „Was sagt ein Geschenk über den Schenkenden aus? Wem dient ein Geschenk? Welcher emotionale und pädagogische Wert begleitet eine Gabe?“ Diese Fragen sollten sowohl im Sponsoring als auch bei jeder kleinen Aufmerksamkeit zu Nikolo oder Weihnachten mitgedacht werden, ist Rudisch überzeugt.
Sponsoring auf Augenhöhe
Für Mario Kometer stehen der persönliche Kontakt und die strikte, regionale Ausrichtung seiner Institution im Vordergrund: „Wir trennen zwischen Sponsoring unserer Bank und der Gemeinwohlorientierung unserer Privatstiftung. Bei Ersterem regelt ein Vertrag alle Verpflichtungen, z. B. beim Sport-Sponsoring. Wenn die Stiftung uneigennützig in unsere Region investiert, bemühen wir uns vorher um einen persönlichen Kontakt.“
Diese Einstellung ringt auch Nora Deinhammer Respekt ab: „Es ist nur rechtens, wenn sich ein Spender danach erkundigt, was mit seinem Geld passiert. Wir sind auf diese Mittel angewiesen. Ohne sie hätten wir kaum den Spielraum für Nothilfe gehabt, um binnen weniger Tage 100 ukrainische Flüchtlingskinder bei uns aufzunehmen.“ Hier überschneiden sich Werte und Ziele beider Unternehmen.