Aus für grausame Tiertransporte? EU legt umfassendes Paket vor
Strengere Regeln für Tiertransporte schlägt die EU-Kommission vor. Auch der illegale Handel mit Haustieren soll eingedämmt werden. Die Tierschützer von "Vier Pfoten" äußern sich erfreut, aber auch kritisch zu den Plänen.
Brüssel – Die Europäische Kommission hat am Donnerstag ein umfassendes Paket zur Förderung des Tierwohls geschnürt. Es enthält eine Überarbeitung der derzeitigen EU-Vorschriften für Tiertransporte, wie kürzere Fahrzeiten sowie mehr Platz. Vorschläge für EU-weite Mindeststandards sollen Zucht und Haltung von Haustieren in der EU vereinheitlichen, und illegalen Handel eindämmen. Weiters behandelt das Paket die Europäische Bürgerinitiative "Pelzfreies Europa".
Rund 1,6 Milliarden Tiere werden pro Jahr innerhalb der EU transportiert. Die derzeitigen Vorschriften dazu sind 20 Jahre alt, und entsprechen laut Kommission nicht mehr den aktuellen Realitäten und den Vorstellungen zum Tierschutz. Darum schlägt die Kommission kürzere Fahrzeiten und Pausen bei zu langen Fahrten vor. Die Tiere sollen je nach Tierart einen Mindestraum an Platz erhalten. Transporte bei extremen Temperaturen sollen nur mehr bei Einhaltung strenger Bedingungen erlaubt sein.
Auch die Vorschriften für die Ausfuhr von lebenden Tieren aus der Union werden verschärft. Dazu gehören bessere Kontrollen in Drittländern, damit sie den gleichen Standards entsprechen wie in der EU.
"Mehr als 80 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger wünschen sich einen besseren Schutz der Tiere. Die Art und Weise, wie wir mit der Natur, einschließlich der Tiere, umgehen, sagt viel darüber aus, was für Menschen wir sind", erklärte der zuständige Vizepräsident der EU-Kommission Maroš Šefčovič bei der Präsentation der Vorschläge in Brüssel.
Kampf gegen illegalen Handel von Haustieren
Fast die Hälfte aller Haushalte in der EU halten laut EU-Angaben ein Haustier. Der Handel mit Hunden und Katzen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Standards für Zucht, Haltung und Verkauf der Haustiere sind jedoch von EU-Land zu EU-Land sehr unterschiedlich geregelt. Zudem sind der illegale Handel vor allem mit Welpen und der Verkauf von Haustieren über das Internet stark gestiegen: Der Online-Handel macht bereits 60 Prozent aller Verkäufe aus.
Die EU-Kommission schlägt deshalb heute erstmals in der gesamten EU gültige Mindeststandards für Zucht, Haltung und Pflege von Hund, Katze oder Hamster vor. Strenge Anforderungen an die Rückverfolgbarkeit sowie automatisierte Kontrollen bei Online-Verkäufen sollen den Behörden helfen, illegalen Handel einzudämmen. Die Mitgliedstaaten sollen Schulungen für Tierhalter anbieten. Verpflichtende "Tierführerscheine" sind im Vorschlag nicht vorgesehen. Bei der Einfuhr von Hunden und Katzen müssen gleichwertige Tierschutzstandards wie in der EU gelten.
Die Kommission reagiert auch auf Forderungen der Europäischen Bürgerinitiative "Pelzfreies Europa", die u.a. Verbote der Pelztierzucht und dessen Verkauf umfassen. Sie hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) mit einer Untersuchung beauftragt. Alle Vorschläge müssen jetzt von EU-Parlament und dem Rat der Mitgliedstaaten diskutiert werden.
Vier Pfoten mit Lob und Kritik
Die Tierschutz-Organisation Vier Pfoten war zum Verordnungsentwurf zur Eindämmung des illegalen Handels von Heimtieren in intensiven Verhandlungen mit der EU-Kommission und begrüßt die Initiative. "Der illegale Haustierhandel bringt immenses Tierleid mit sich, da meist unter schrecklichen Bedingungen gezüchtet wird", erklärt Vier-Pfoten-Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.
Ganz anders sieht Vier Pfoten den Entwurf für die Überarbeitung der Tiertransporte-Verordnung. "Hier wurde die Chance nicht genutzt, die dringend notwendigen Verbesserungen für die Tiere zu beschließen. Dass nach wie vor Transporte in EU-Drittstaaten erlaubt bleiben sollen, in denen das Schicksal der Tiere im Dunkeln bleibt, ist wirklich eine herbe Enttäuschung", sagt Weissenböck. (TT.com, APA)
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