Russland feuert erneut Marschflugkörper auf Ukraine ab
Russland hat nach über zwei Monaten Unterbrechung Ziele in der Ukraine wieder mittels der strategischen Luftwaffe angegriffen. "Nach einer langen Pause von 79 Tagen hat der Feind die Luftschläge mit Marschflugkörpern von Flugzeugen der strategischen Luftwaffe Tu-95MS wieder aufgenommen", teilte der Militärkommandant der Hauptstadt Kiew, Serhij Popko, am Freitag bei Telegram mit. Die Raketen seien von mehreren Bombern bei Engels im russischen Gebiet Saratow abgefeuert worden.
"Nicht ein feindliches Ziel hat die Stadt erreicht", resümierte der Generaloberst. Im Umland der Hauptstadt mit ihren rund drei Millionen Einwohnern wurden durch Trümmerteile und die Druckwellen von Explosionen dennoch mehrere Häuser beschädigt. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge sind von insgesamt 19 abgefeuerten Marschflugkörpern 14 abgefangen worden.
Einschläge gab es den Angaben nach im ostukrainischen Gebiet Dnipropetrowsk bei Pawlohrad. Dabei kam nach vorläufigen Angaben ein Mensch ums Leben, wie der Gouverneur des Gebiets, Serhij Lyssak, im Nachrichtenfernsehen sagte. Mindestens vier weitere Menschen seien verletzt worden. Schäden gab es demnach in einem Industriebetrieb. Zudem seien fast zwei Dutzend Häuser beschädigt worden. Zuvor waren über dem Gebiet laut Militärangaben fünf Kampfdrohnen abgefangen worden.
Die ostukrainische Metropole Charkiw wurde in der Nacht ebenfalls mit sechs bodengestützten S-300-Raketen angegriffen. Gouverneur Oleh Synjehubow zufolge mussten zwei Menschen ins Krankenhaus gebracht werden. Mehrere zivile Gebäude und Autos seien beschädigt worden.
Behördenangaben nach sind in Frontnähe bei Kupjansk zudem durch russische Bombenangriffe mindestens ein Mensch getötet und vier weitere verletzt worden. Die Ukraine verteidigt sich mit westlicher Hilfe seit mehr als 21 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg.
Kiew rechnet für den Winter mit einer ähnlichen russischen Offensive gegen die geschwächte ukrainische Energie-Infrastruktur wie im vergangenen Winter. Hunderttausende Menschen waren damals nach massiven Luftangriffen bei eisigen Temperaturen ohne Strom oder Heizung.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach den Opfern und ihren Angehörigen in seiner abendlichen Ansprache sein Beileid aus. "Dieses russische Regime wiederholt das Böse, das es bereits angerichtet hat, aber es versucht, jeden Angriff noch schmerzvoller zu machen", sagte er. Selenskyj betonte einmal mehr, dass die ukrainische Luftverteidigung auch mit internationaler Hilfe weiter verbessert werden müsse.