Handel legt Arbeit nieder

Handels-KV geht am Freitag in die sechste Runde: Streiks auch in Tirol angekündigt

Nachdem auch die fünfte Verhandlungsrunde der Kollektivvertragsverhandlungen im Handel zu keiner Einigung gekommen ist, sind für Donnerstag Warnstreiks geplant.
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Nachdem auch die fünfte Verhandlungsrunde gescheitert ist, wird am Freitag erneut über den Kollektivvertrag der Handelsbranche debattiert. Für Donnerstag wurden mehrere Warnstreiks und Aktionen angekündigt.

Innsbruck, Wien – Auch nach der gescheiterten fünften Verhandlungsrunde verweigert die Arbeitgeberseite den Handelsangestellten eine Gehaltserhöhung zumindest in Höhe der Inflationsrate und die damit verbundene Stärkung der Kaufkraft. Stattdessen sorgt die Ankündigung von Arbeitgeber-Verhandler Rainer Trefelik, den Unternehmen ohne kollektivvertragliche Einigung eine Gehaltserhöhung von 8 Prozent zu empfehlen, für massive Verunsicherung und Verärgerung bei den Beschäftigten.

Daher kommt es am Mittwoch und am Donnerstag in ganz Österreich zu Streiks im Einzel- und im Großhandel. Es gebe zwei- bis dreistündige Streiks an mehreren Standorten des Lebensmittel-Großhändlers Transgourmet sowie bei dm, Interspar und Spar, hieß es von der Gewerkschaft GPA zur APA. Bei Metro wurden Betriebsversammlungen abgehalten. Die genaue Zahl der bestreikten Betriebe und Streikteilnehmer gab die Gewerkschaft nicht bekannt.

Kundgebung in Innsbruck

Am Donnerstag, 14. Dezember, findet um 8.30 Uhr an der Kreuzung langer Weg/Valiergasse in Innsbruck eine Kundgebung statt.

Für morgen, Donnerstag, plant die GPA weitere Warnstreiks und Aktionen – auch in Tirol. Die Gewerkschaft GPA Tirol drückt mit einer Kundgebung ihre Solidarität mit den Handelsbeschäftigten aus, die zeitgleich in den umliegenden Betrieben streiken. Aufgrund des gestern vereinbarten Verhandlungstermins sind geplante Großaktionen, längere Streiks und „Hot-Spot-Aktionen“ vorerst für Freitag und Samstag ausgesetzt worden.

„Wir erwarten uns, dass die Arbeitgeber am kommenden Freitag unseren Vorschlag für einen fairen, sozial ausgewogenen Abschluss aufgreifen und endlich den Weg für einen gerechten Abschluss frei machen, den sich die Handelsangestellten wirklich verdient haben“, meinen Jochen Niederl, Mitglied des Verhandlungsteams, und Harald Schweighofer, Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA Tirol im Vorfeld.

Größter Branchen-Kollektivvertrag in Österreich

Am Freitagnachmittag startet die sechste Verhandlungsrunde für einen neuen Kollektivvertrag. Das Angebot der Arbeitgeber für eine Erhöhung der Gehälter um 8 Prozent ohne soziale Staffelung hatte die Gewerkschaft bei der fünften KV-Runde nicht akzeptiert. Beim Handels-KV geht es um die Gehälter von rund 430.000 Angestellten und Lehrlingen. Es ist der größte Branchen-Kollektivvertrag in Österreich. Die Gewerkschaft pocht auf ein Plus von 9,4 Prozent. Die rollierende Inflation von Oktober 2022 bis September 2023 lag bei 9,2 Prozent.

Sollte es in den nächsten Tagen zu keiner Einigung zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern kommen, will die Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) eine Empfehlung für „eine nachhaltige Gehaltserhöhung“ an die Unternehmen abgeben. Eine Empfehlung habe „keinerlei rechtliche Verbindlichkeit und würde einem bewährten System der sozialpartnerschaftlichen Gehaltsfindung, das wesentlich zum Erfolg der österreichischen Wirtschaft beigetragen hat, mutwillig großen Schaden zufügen“, kritisierte zuletzt die gewerkschaftliche Chefverhandlerin Helga Fichtinger. (APA, TT.com)

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