Heftigkeit des Vulkanausbruchs in Island ließ etwas nach
Nach wochenlangen Erdbeben ist am Montag in Island ein Vulkan ausgebrochen. Die Einwohner des nahe gelegenen Fischerorts Grindavík mussten bereits vor Wochen ihre Häuser verlassen. Der Ausbruch begann am Montag um 22.17 Uhr Ortszeit (23.17 Uhr MEZ). Im Laufe der Nacht bildete sich eine mehrere Kilometer lange Spalte, aus der Lava floss - etwa 100 bis 200 Kubikmetern Lava pro Sekunde. An einigen Stellen ähnelt das Schauspiel aus der Luft betrachtet einem glutroten Flussdelta.
Der Ausbruch nahe Grindavík hatte sich schon lange angekündigt. Seit Oktober waren in der Gegend Erdbebenschwärme gemessen worden. Solche hatten auch schon in der Vergangenheit Vulkanausbrüche angekündigt. Die Einwohner von Grindavík mussten ihre Häuser verlassen. Zuletzt hatte die seismische Aktivität jedoch wieder abgenommen. Die Bewohner durften tagsüber zurück in ihre Häuser, durften dort aber nicht übernachten. Auch das bei Touristen äußerst beliebte Geothermalbad Blaue Lagune war nach einer vorübergehenden Schließung am Wochenende wieder geöffnet worden.
Der Bürgermeister von Grindavík, Fannar Jónasson, sagte dem Rundfunksender RÚV, dass es den evakuierten Einwohnern des Ortes den Umständen entsprechend gut gehe. Glücklicherweise seien die Krater, die Grindavík am nächsten gelegen sind, erloschen. Es bestehe im Moment also keine große Gefahr für den Ort, meinte Jónasson. Dennoch seien viele Einwohner enttäuscht, dass sie Weihnachten nicht zu Hause feiern könnten. Außerdem hätten einige Familien aus Grindavík Schwierigkeiten, Unterkünfte zu finden, sagte der Bürgermeister. Islands Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir sagte in einem RÚV-Interview, die zuständigen Ministerien arbeiteten daran, die Wohnungsprobleme der Einwohner zu lösen.
Alle Straßen nach Grindavík sollten für die nächsten Tage - außer für Rettungspersonal und Wissenschafter - geschlossen werden, teilte die Polizei auf Facebook mit. Wie die isländische Regierung mitteilte, ist der Flugverkehr von und nach Island nicht beeinträchtigt. Der Flughafen Keflavík sei weiterhin gut zu erreichen.
Der Vulkanausbruch bei Grindavík ist der vierte innerhalb der vergangenen drei Jahre auf der Reykjanes-Halbinsel. Erst im Sommer dieses Jahres hatte sich in der Gegend eine Erdspalte aufgetan, aus der Lava sprühte. Das Naturschauspiel hatte viele Schaulustige angezogen.
Hjördís Gudmundsdóttir von der isländischen Zivilschutzbehörde rief Isländer und Touristen dazu auf, sich bei der aktuellen Eruption vom Vulkangebiet fernzuhalten. Im isländischen Fernsehen sagte sie, sie könne gut verstehen, dass die Leute das Naturspektakel sehen wollten. Der Vulkan sei aber groß und im Vergleich zum letzten Ausbruch sehr aktiv. Die Polizei warnte auf Facebook vor giftigen Gasen, die im Vulkangebiet austreten könnten. Diese Gase könnten laut Angaben des Meteorologischen Instituts Islands im Laufe der Nacht auf Mittwoch in Richtung Reykjavík wehen und dort die Luftqualität beeinträchtigen.
Island liegt zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen Erdplatte. Da sich die Platten in entgegengesetzte Richtungen bewegen, kommt es in dem Inselstaat immer wieder zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Auf der Insel gibt es mehr als 30 aktive Vulkansysteme. Im Jahr 2010 hatte der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajokull Hunderte Isländer aus ihren Häusern vertrieben. Rund 10.000 Flüge mussten wegen der Aschewolke gestrichen werden.