Bereichernde Begegnungen im Erzählcafé im Stubaital
Im Stubai trafen sich Ukrainerinnen und Einheimische, um über das Leben zu reden.
Neustift i. St. – Sandra Spreng ist Stubaierin, berufstätig und Mutter von drei Kindern. Beim Projekt „Zamm.wachsen“ im Stubaital besuchte sie im Oktober vergangenen Jahres einen Workshop zum Thema „Erinnern-erzählen-verändern. Wie fördere ich das Miteinander im Tal mit transkultureller Biographiearbeit? Schulung für Erzählcafés“. Die 42-Jährige lernte dort, wie ein Erzählcafé geleitet wird. Und konnte das Wissen gleich anwenden.
Denn heuer wurden gleich drei Erzählcafés im Stubaital veranstaltet. Dabei sind Menschen zusammengewachsen, die dafür sonst keine Möglichkeit gehabt hätten. Spreng war Tischgastgeberin beim Erzählcafé in einer Flüchtlingsunterkunft für ukrainische Frauen und Kinder in Neustift zum Thema „Frauen, die dich auf deinem Lebensweg gestärkt haben“. Dabei trafen Ukrainerinnen auf Stubaierinnen. „Es war spürbar, wie die Ukrainerinnen unter der Kriegs- und Fluchterfahrung leiden und wie sehr sie immer noch nicht glauben können, wie ihr Leben jetzt aussieht“, erzählt Spreng.
📽️ Video | Sandra Spreng und das Erzählcafé
Beim Erzählcafé berichteten die Frauen von ihren Müttern und Großmüttern. Auch Marija, die gemeinsam mit ihrer Oma floh. Diese musste mit 81 Jahren das erste Mal in ihrem Leben ihre Heimat im Donbas verlassen. Jetzt lebt sie in Tirol und weiß nicht, ob sie jemals zurückkehren kann. Marija erzählte, wie sehr sie die Geschichte ihrer Großmutter darin bestärkt, dass auch sie alle Herausforderungen ihres Lebens meistern kann. Daraufhin erinnerte sich eine ältere Einheimische daran, wie es ihr ging, als sie damals als Jugendliche ins Stubaital gezogen ist. Es wird über erste Missverständnisse und Stubaier Eigenheiten gescherzt.
Jede Teilnehmende hat ihre eigene Geschichte. Aber alle plagen dieselben Sorgen, wenn es um Menschen geht, die ihnen nahestehen. Und alle hegen dieselben Wünsche, wenn es um ein glückliches Leben geht. Spreng freut sich schon auf die nächsten Erzählcafés im neuen Jahr: „Solche Begegnungen sind unglaublich bereichernd. Nicht nur, weil man mehr von der Welt und den Menschen erfährt, sondern weil man letztlich mit der eigenen Geschichte wieder enger in Berührung kommt.“ (TT)