USA sehen "erhebliche Spannungen" im Nahen Osten
Die USA sehen den Nahen Osten in einem "Moment erheblicher Spannungen" und haben Israel gemahnt, mehr für den Schutz von Zivilisten in Gaza zu tun. Unterdessen setzt Israel die Angriffe im Gazastreifen fort und nahm mehrere Ziele der Hisbollah-Miliz im nördlich angrenzenden Libanon unter Beschuss. Im Gazastreifen sind nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde in den vergangenen 24 Stunden 73 Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden.
US-Außenminister Antony Blinken warnte in Katar vor einer Eskalation in der gesamten Nahost-Region. "Der Konflikt könnte schnell metastasieren, was noch mehr Leid in der Region verursachen würde", sagte er auf seiner vierten Nahost-Reise bei einem Treffen mit Katars Ministerpräsident und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani in Doha. Katar habe von Beginn an vor einer wahrscheinlichen und gefährlichen Ausweitung des Konflikts gewarnt, sagte Al Thani. Die Tötung eines Hamas-Anführers in Beirut und eines ranghohen iranischen Generals in Syrien - beide mutmaßlich durch Israel angeordnet - seien zu verurteilen und ein Verstoß gegen die Souveränität dieser Länder.
Blinken forderte, dass Israel die Zivilisten in Gaza bei seinen Angriffen dort besser schützen müsse: "Es ist absolut zwingend, dass Israel mehr zum Schutz von Zivilisten unternimmt". "Es sind schon viel zu viele unschuldige Palästinenser getötet worden", sagte er. Dies werde er auch bei seinem geplanten Besuch in Israel ansprechen. Blinken wird am Montag in Tel Aviv erwartet.
Nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde wurden in den vergangenen 24 Stunden 73 Menschen bei israelischen Angriffen im Gazastreifen getötet. 99 Menschen seien verletzt worden, teilte die Behörde mit. Am Sonntag hat sie mitgeteilt, dass seit Beginn der israelischen Angriffe Anfang Oktober mehr als 22.800 Menschen getötet und mehr als 58.400 weitere verletzt wurden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schafft es unterdessen seit fast zwei Wochen nicht, eine geplante Hilfsmission im Norden des Küstenstreifens durchzuführen. Eine geplante Mission zum Krankenhaus Al-Awda sei zum vierten Mal abgesagt worden, weil die Sicherheit nicht gewährleistet gewesen sei, teilte die UNO-Organisation auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Schwere Bombardierungen, nur eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten und unterbrochene Kommunikation hätten es "nahezu unmöglich" gemacht, medizinische Hilfsgüter in den isolierten Küstenstreifen und vor allem in dessen Norden zu liefern.
Die Krankenhäuser seien ernsthaft unterbesetzt, weil das medizinische Personal nach den Evakuierungsaufrufen geflohen sei, sagte die UNO-Organisation. Ein sicherer und ungehinderter Zugang zum Norden des Gazastreifens sei dringend nötig, forderte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X. "Weitere Verzögerungen werden zu mehr Toten und Leid für zu viele Menschen führen", schrieb er.
Israels Armee teilte am Montag mit, zehn palästinensische Kämpfer im Süden des Gazastreifens in Khan Younis getötet zu haben. Außerdem beschloss Israel mehrere Ziele der Hisbollah-Miliz im Libanon. Kampfjets der Luftwaffe hätten eine militärische Anlage nahe Marwahin und einen Raketenwerfer andernorts an der Grenze angegriffen, teilten die Streitkräfte am Montag in der Früh mit. Zudem hätten eine israelische Drohne und ein Hubschrauber Stellungen attackiert, von denen aus Israel beschossen worden sei.
Die mit der islamistischen Terrororganisation Hamas und dem Iran verbündete Hisbollah und israelische Streitkräfte liefern sich immer wieder Schusswechsel. Im laufenden Gaza-Krieg als Folge des blutigen Hamas-Terrorangriffs vom 7. Oktober vergangenen Jahres befürchten Chefdiplomaten wie Blinken eine Ausweitung auf andere Teile der Region.