Nahost-Konflikt

Hochrangiger Hisbollah-Kommandant im Libanon durch israelischen Angriff getötet

Israelische Angriffe im Süden Libanons.
© RABIH DAHER / AFP

Beirut – Ein hochrangiger Kommandant der pro-iranischen Schiitenmiliz Hisbollah ist im Libanon nach Angaben aus Sicherheitskreisen durch einen israelischen Angriff getötet worden. Der Getötete sei für Militäreinsätze der Hisbollah im Südlibanon verantwortlich gewesen, hieß es am Montag aus libanesischen Sicherheitskreisen. Er sei bei einem Angriff auf sein Auto in einem Dorf nahe der Grenze zu Israel gestorben.

Es handelte sich um Wissam al-Tawil, den stellvertretenden Leiter einer Einheit der Hisbollah-Elitetruppe Radwan. Sicherheitskreise sagten der Nachrichtenagentur Reuters, er und ein weiterer Hisbollah-Kämpfer seien getötet worden, als ihr Auto bei dem Angriff auf das libanesische Dorf Majdal Selm getroffen wurde. "Dies ist ein sehr schmerzhafter Schlag", sagte eine der Sicherheitsquellen. Ein anderer sagte: "Die Dinge werden jetzt aufflammen".

Die Hisbollah bestätigte, dass Al-Tawil, der auch unter dem Kampfnamen Hajj Jawad bekannt war, ums Leben gekommen sei. Die Miliz nannte aber keine weiteren Details. Auch die Staatsagentur NNA berichtete, dass er bei einem Angriff mit einer israelischen Drohne am Montagmorgen getötet worden sei. Israels Armee kommentiert Angriffe im Ausland oder Berichte darüber in der Regel nicht und äußerte sich auch am Montag nicht zum Angriff im Libanon.

Die radikal-islamische Hisbollah-Miliz hat seit Ausbruch des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der militanten Palästinenser-Gruppe Hamas inzwischen mehr als 130 Kämpfer durch israelischen Beschuss des Südlibanons verloren.

Erneut Raketenalarm in Zentralisrael

In südlichen Vorstädten der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv und auch weiter östlich im Zentrum des Landes hat es am Montag nach Angaben der Armee erneut Raketenalarm gegeben. Die Sirenen heulten und auch in Tel Aviv selbst waren dumpfe Explosionen in der Ferne zu hören, Fensterscheiben klirrten. Angaben zu Schäden oder Opfern gab es zunächst nicht.

Die Explosionen rührten vermutlich von Israels Raketenabwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) her, das anfliegende feindliche Raketen noch in der Luft zerstört. Militante Palästinenser aus dem Gazastreifen hatten zuletzt in der Neujahrsnacht Raketen Richtung Tel Aviv abgefeuert. Laut Militärangaben sind seit Beginn des Gaza-Krieges mehr als 13.000 Raketen von dem Küstenstreifen aus auf Israel abgefeuert worden. Rund ein Fünftel davon schlug noch im Gazastreifen selbst ein.

Warnung an Israel

Hisbollah-Chef Sayyed Hassan Nasrallah hatte Israel in zwei Fernsehansprachen in der vergangenen Woche davor gewarnt, einen umfassenden Krieg gegen den Libanon zu beginnen. "Wer auch immer an einen Krieg mit uns denkt - mit einem Wort, er wird es bereuen", sagte Nasrallah. Libanons Ministerpräsident Najib Mikati sprach von einem israelischen Verbrechen und vom Versuch, den Libanon in den Krieg hineinzuziehen.

Mohammed Raad, Anführer der Hisbollah-Fraktion im libanesischen Parlament, sagte kurz vor der Tötung Al-Tauils, dass seine Bewegung keine Angst vor den Drohungen Israels habe. "Wenn ihr durch einen Angriff auf unser Land einen groß angelegten Krieg wollt, werden wir bis zum Ende gehen", sagte Raad. "Wir haben uns auf euch vorbereitet auf eine Art, die ihr euch niemals vorstellen könnt." Raads Sohn war vergangenen Monat in Israel getötet worden.

Erst in der vergangenen Woche war der stellvertretende Hamas-Chef Saleh al-Arouri bei einem Drohnen-Angriff in der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet worden, was die Furcht vor einer Ausweitung des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe schürte.

Irans verurteilt „bösartige Handlung“

Irans Außenministerium verurteilte die Tötung des Hisbollah-Kommandanten scharf. Ministeriumssprecher Nasser Kanaani drückte der libanesischen Schiitenorganisation laut einer Mitteilung am Montag sein Beileid aus. „Solch bösartige Handlungen können nie die irreparable Niederlage des Regimes (Israel) im Al-Aksa-Sturm sowie seine dreimonatige Kriegstreiberei gegen das palästinensische Volk in Gaza und dem Westjordanland kompensieren“, sagte Kanaani laut Mitteilung.

Die Hisbollah im Libanon gilt als wichtigster nichtstaatlicher Verbündeter Irans. Sie ist Teil der sogenannten "Widerstandsachse" im Kampf gegen den Erzfeind Israel. Die Organisation gilt als deutlich schlagkräftiger als die mit ihr verbündete Hamas, die Israel im Gazastreifen bekämpft. Seit Beginn des Kriegs wächst die Sorge, dass sich der Konflikt zu einem regionalen Flächenbrand entwickelt. (APA/AFP/Reuters)

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