Die Not im Freien ist groß

Heuer doppelt so viele Anrufe beim Tiroler Kältetelefon wie im Vorjahr

Etwa 400 Menschen leben allein in Innsbruck auf der Straße – nicht jeder will bzw. kann in einer Notschlafstelle schlafen. Damit keiner erfriert, hilft das Kältetelefon bzw. der Kältebus.
© Peters

Im Vergleich zum Vorjahr ist es eine Verdoppelung: 210 Mal wurde seit November bereits beim Tiroler Kältetelefon angerufen.

Innsbruck – Seit 1. November ist das Kältetelefon wieder im Einsatz – rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche können besorgte Mitbürger hier anrufen, wenn sie Leute auf der Straße entdecken, um die sie sich sorgen: „Die Menschen sehen etwa, dass jemand zu schlechte, oft sogar nasse Kleidung trägt oder nur einen ganz dünnen Schlafsack hat. Oft erkennen sie einfach auch, dass sich der im Freien Schlafende in einer kritischen Situation befindet“, erklärt Andrea Cater-Sax, Sozialarbeiterin und Bereichsleiterin der Tiroler Sozialen Dienste (TSD).

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der besorgten Anrufer verdoppelt. Allein seit 1. November waren es bis jetzt 210 Anrufe. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass mehr Menschen von der Existenz des Kältetelefons und Kältebusses wissen, vermutet Cater-Sax. Vor allem an sehr kalten und an schneereichen Tagen würden besonders viele Telefonate geführt. Bei jedem Anruf werde zunächst entschieden, ob es ein Fall für die Rettung oder den Kältebus ist. Dieser fährt dann ab 14 Uhr bis 9 Uhr Früh den genannten Ort an (Innsbruck bis Hall) und versorgt Betroffene mit warmer Kleidung, Schlafsäcken, Tee oder Essen. Das Ziel: Keiner soll auf Tirols Straßen erfrieren.

Es sind vor allem Männer, um die es geht. Nur einmal gab es zuletzt einen Anruf, weil eine ukrainische Familie mit Kindern am Innsbrucker Bahnhof im Kalten übernachtete. Man versuche immer abzuklären, ob ein Platz in einer Notschlafstelle eine Lösung ist bzw. ob etwas frei wäre, „aber oft wollen das Betroffene gar nicht“, sagt die Sozialarbeiterin. Die Gründe dafür sind verschieden, vielfach scheitern Betroffene am Alkoholverbot in Notschlafstellen oder daran, dass es Mehrbett-Zimmer gibt. Das Kältetelefon der TSD ist übrigens unter der Telefonnummer 0512/21 44 7 erreichbar. (TT, lipi)

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