Der Bundespräsident wird 80
Bundespräsident Alexander Van der Bellen feiert kommenden Donnerstag (18. Jänner) seinen 80. Geburtstag, will das aber nicht groß feiern. Im Amt ist er seit sieben Jahren, seine zweite sechsjährige Amtszeit hat er vor fast genau einem Jahr, am 26. Jänner 2023 angetreten. Die erste Kür des ehemaligen Grünen-Chefs brauchte mehrere Anläufe, und vor allem die erste Amtsperiode verlief angesichts der durch die Ibiza-Affäre ausgelöste Regierungskrise turbulent.
Van der Bellen feiert seinen Geburtstag stets in kleinem Rahmen, und auch bei seinem runden Geburtstag will er keine Ausnahme machen, hieß es auf APA-Anfrage in der Präsidentschaftskanzlei. Deshalb werde er am kommenden Donnerstag wie immer zur Arbeit gehen. Am Abend ist eine Feier im kleinen privaten Rahmen vorgesehen, im ORF-Fernsehen läuft da eine Geburtstagssendung. Im Büro will der Bundespräsident mit seinen Mitarbeitern kurz auf den Geburtstag anstoßen.
Das Jahr 2024 wird, so viel lässt sich sagen, für den Bundespräsidenten ein bedeutendes. Mit der Europawahl im Juni und der Nationalratswahl im September stehen jeweils Richtungsentscheidungen an, könnte sich der Machtschwerpunkt doch jeweils zu Kräften des äußersten rechten politischen Randes verlagern. Genau darüber hat sich Van der Bellen stets besorgt gezeigt und (etwa beim Forum Alpbach) vor der "Agenda der Populisten" gewarnt, die sich an die Seite Russlands stellten und die europäische Gemeinschaft schwächen wollten. Zuversicht und Zusammenhalt sind für ihn stets das Gegenprogramm, mit dem er schon die erste Bundespräsidentenwahl gegen den FPÖ-Exponenten Norbert Hofer für sich entschied.
Gelinde gesagt keinen Freund hat Van der Bellen in FPÖ-Obmann Herbert Kickl, dessen Partei laut Umfragen bei der Nationalratswahl im Herbst 2024 stärkste werden könnte. Vor einem Jahr, anlässlich des Beginns seiner zweiten Amtszeit, ließ Van der Bellen erneut offen, ob er den FPÖ-Chef als Kanzler angeloben bzw. mit einem Regierungsbildungsauftrag ausstatten würde. Er werde "eine antieuropäische Partei, eine Partei, die den Krieg Russlands gegen die Ukraine nicht verurteilt, nicht durch meine Maßnahmen noch zu befördern versuchen", so Van der Bellen damals. Kickl schmähte ihn daraufhin als "Mumie in der Hofburg" und "senil".
Neben seiner proeuropäischen Haltung und seinen Aufrufen zur Verteidigung der liberalen Demokratie ist Van der Bellen auch ein steter Mahner, was die Umweltpolitik betrifft. Klimanotstand und Treibhauseffekt seien wissenschaftlich bewiesen, "wie ignorant muss man sein, wie entfernt von der Natur, um das nicht wahrzunehmen?", fragte er zuletzt in seiner Neujahrsansprache. Immer wieder zeigte er sich mit den Sorgen der Jugend solidarisch, die sich für einen Planeten einsetzten, der weiter bewohnbar bleiben müsse. "Wer da noch glaubt, viel Zeit zu haben, irrt sich in historischem Ausmaß", sagte er auch in Richtung der österreichischen Bundesregierung, an der neben der ÖVP mit den Grünen auch seine eigene einstige Partei beteiligt ist.
So sehr sich Van der Bellen auch mit der Jugend solidarisiert, selbst ist er nicht mehr der Jüngste. Mit seinem Geburtstag kommende Woche hat er das gesetzliche Pensionsantrittsalter schon 15 Jahre lang hinter sich gelassen, und beim Erreichen des Endes seiner Amtszeit 2029 wäre er mit 85 Jahren der älteste österreichische Bundespräsident jemals. Seine politische Laufbahn begann der Volkswirtschaftsprofessor 1994, als er - angeworben durch Peter Pilz - für die Grünen in den Nationalrat einzog. Davor war er (ab Mitte der 1970er Jahre) SPÖ-Mitglied.
Zur Person: Alexander Van der Bellen, geboren am 18. Jänner 1944 in Wien als Sohn einer estnischen Mutter und eines russischen Vaters. Aufgewachsen im Tiroler Kaunertal. Studierte Volkswirtschaft und unterrichtete als Uni-Professor sowohl in der Tiroler Hauptstadt als auch in Wien. Aus seiner ersten, im Herbst 2015 geschiedenen Ehe hat er zwei Söhne. In zweiter Ehe ist er mit Doris Schmidauer verheiratet.